19. MÄRZ 2017
Mir ist wieder bewusst geworden, wie schnell die Zeit doch vergeht - vorgestern erst habe ich das 19. Lebensjahr abgeschlossen und ich schätze, ehe ich mich versehe, steht auch bereits der nächste Geburtstag vor der Tür. Doch das ist eigentlich nicht der springende Punkt, der mich im Augenblick beschäftigt, der mich vom Schlaf abhält. Wie im Titel zu erkennen ist, würde ich gerne die Thematik der Wertschätzung ansprechen.
In den letzten Tage habe ich immer wieder das vergangene Jahre reflektiert und bemerkt, wie viel sich verändert hat. Wie viele Erinnerungen - ob gute oder schlechte ist einerlei - ich gesammelt habe, wie viele Menschen ich kennenlernen durfte. Und wen ich eigentlich alles "verloren" habe. Auch wenn es zum Teil schmerzt, an all diese Dinge zurückzudenken, bin ich doch dankbar für alles, was geschehen ist, weil sie mich zu diesem Menschen gemacht haben, der ich nun bin.
Und blablabla, dem einen oder anderen hängen diese Worte womöglich aus den Ohren heraus, da es die üblichen, gefühlsduseligen Aussagen sind, die immer wieder wiederholt werden. Dennoch steckt in ihnen so viel Wahrheit, dass sie meiner Meinung nach ruhig ausgesprochen werden dürfen.
Aus diesem Grund möchte ich persönlich an dieser Stelle jedem danken, mit dem ich jemals in Kontakt getreten bin. Es ist unwichtig, ob unsere Begegnung einen positiven oder negativen Beigeschmack hatte; ohne dich könnte mein Leben nun ganz anders aussehen. Könnte. Gewiss muss es das nicht sein, aber es wäre möglich.
Was dieses ganze Dankesgesäusel soll, wo es doch eigentlich um Wertschätzung gehen sollte? Für mich ist Dankbarkeit ein Bestandteil von Wertschätzung anderer Personen.
Und im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, wie unglaublich bedeutend es ist, Menschen in seinem Umfeld wertzuschätzen. Davon einmal abgesehen, dass sie unter anderem deine Persönlichkeit formen, sind sie das, was dein Leben vollständig machen.
Wir sind Menschen.
Wir möchten nicht einsam sein.
Andere Menschen können uns die Einsamkeit nehmen.
Natürlich ist das nicht immer möglich, weil das Gefühl von Einsamkeit tieferliegende Gründe haben kann; dennoch bemüht sich dein Umfeld stets darum, dass es dir besser geht. Oftmals gehen andere Personen das Ganze auf die falsche Art an, doch das ist nichts, was man ihnen wirklich verübeln kann.
Wenn sie wüssten, wie sie sich dir gegenüber richtig verhalten sollen, sodass du dich nicht vom Leben erdrückt fühlen musst, würden sie das tun. Doch immerhin versuchen sie es - und auch wenn der "Versuch" nur darin besteht, dass sie da sind. Denn es ist besser als nichts und keinesfalls selbstverständlich. Wo wir bereits am nächsten Punkt wären.
Menschen sind nicht selbstverständlich.
Weder ihre Anwesenheit noch ihr Platz in deinem Leben noch ihre Existenz.
Weiß es wertzuschätzen, denn irgendwann werden sie möglicherweise nicht mehr da sein, weil Konflikte einen Keil zwischen euch getrieben haben - oder weil ihr andere Wege eingeschlagen habt. Und dann stehst du da und bereust es, ihnen niemals gezeigt zu haben, welchen Stellenwert sie eigentlich in deinem Leben gehabt hatten.
Immer wieder verspürt man den Wunsch, einem verlorenen Menschen zu zeigen, wie wichtig er einem war, wenn er bereits gegangen ist. Und mit Reue an eine alte Bekanntschaft zurückzudenken, die in der Vergangenheit als wundervoll erschtet worden ist, ist ein grausames Gefühl, das einen innerlich zerreißen kann.
Doch wofür jemanden wertschätzen, dem man abgeneigt ist?
Wertschätzung ist in dem Fall eventuell nicht der passendste Begriff, dennoch lässt er sich hierfür durchaus verwenden. Anders als bei der dankbaren Wertschätzung solltest du anerkennen, dass auch "schlechte" Bekanntschaften, schlechte Erfahrungen und Erinnerungen dich im Leben weitergebracht haben, obgleich sie einen noch immer auf eine gewisse Weise verletzen.
Klar, es ist nicht Sinn der Sache, dass du ihnen um den Hals fallen und mitteilen sollst, wie froh du doch bist, ihretwegen durch so viel Scheiße gehen zu müssen. Es ist eine Art der "stillen" Wertschätzung dafür, dass du durch diese Dinge wachsen konntest - dass du von diesen Dingen lernen konntet.
Mir ist bewusst, dass es schwer ist, den eigentlichen Wert einer Person zu erkennen, solange du noch das Privileg hast, sie um dich herum haben zu können. Dennoch solltest du dir Gedanken darüber machen, was du durch diese Menschen alles gelernt und erreicht hast - was in deinem Leben nun anders wäre, wenn gewisse Leute nicht mehr da wären. Oder nie dagewesen wären.
Ich habe zwei Listen erstellt.
Eine Liste von Menschen, die letzten März noch eine Rolle in meinem Leben gespielt haben.
Eine Liste von Menschen, die heute zu diesem Zeitpunkt eine Rolle in meinem Leben spielen.
Es ist erschreckend und erstaunlich, wie viele ich verloren habe, die mir einst die Welt bedeutet haben - und wie viele wunderbare Menschen ich hatte kennenlernen dürfen.
Ich glaube, ich habe lange nicht mehr so viel geweint wie in diesem Moment, als ich mich nach den alten Erinnerungen gesehnt habe - als ich erkannt habe, dass ich manche Lebenssituationen ohne bestimmte Menschen nicht hätte bewältigen können.
Es war der Augenblick, in dem ich jedem einfach nur so unglaublich dankbar war.
Auch ich bin nicht perfekt.
Auch ich wünsche mir, manchen Menschen mehr gezeigt zu haben, wie viel sie mir bedeuten und wie sehr ich das, was sie für mich - bewusst oder unbewusst - getan haben, wertschätze. Und dieses "Ich wünschte, ich hätte dieser Person gezeigt, dass sie für mich besonders ist" bringt innerlich enen Teil von mir um.
Vielleicht wäre sie noch in meinem Leben, wenn ich das getan hätte.
Aber sei dir eines bewusst.
Nur weil du beginnst, andere mehr wahrzunehmen, mehr wertzuschätzen, solltest du es ohne die Erwartung tun, dieselbe Wertschätzung zurückzuhalten. Du solltest es tun, ohne eine Art Gegenleistung zu erwarten - denn Wertschätzung ist eine Sache, die man aus Überzeugung tun sollte, weil man es für richtig und angebracht hält.
Viele tun sich - möglicherweise genauso wie ihr - schwer damit, anderen wirklich zu zeigen, wie bedeutend sie für einen sind.
Viele tun sich schwer damit, die Dinge zu erkennen, die man wertschätzen sollte.
Nimm es ihnen nicht übel.
Es ist nicht böse gemeint.
*~*~*
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Vermutlich habe ich viele Aspekte vergessen, die ich ansprechen wollte, doch fürs Erste habe ich die wichtigsten Gedanken mit euch allen teilen können.
Nicht alle Artikel werden in diesem seriösen Ton geschrieben werden - auch wenn ich alles, was ich hier niederfasse, ernst meine -, doch an gewisse Thematiken muss man einfach mit einer gewissen Portion Humor herangehen.
Falls ihr Wünsche habt, dass ich mich zu einem bestimmten Thema äußern soll, könnt ihr das gerne erwähnen. c: Ob ich es sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt umsetzen werde, kann ich euch leider nicht sagen.