Sumpf

Aufmerksam hatte er Glutschattens Worte verfolgt, bis er schließlich mit der hübschen Kätzin das Lager verlassen hatte. Bisher hatten sie sich wenig unterhalten. Und wenn waren es eher oberflächliche, kurze Gespräche die Kometenpfote eher selten führte. Er fühlte sich etwas verunsichert als er alleine mit der Kätzin durch das Territorium streichte. Vorsichtig hob er zum Gespräch an. "Und, wie ist es so als Krieger? Hat man viel größere Aufgaben als Schüler?" Der helle Kater wollte ihr nicht zu nahe treten und begann daher erstmal mit einem kleinen Thema. Schließlich waren sie ja zum jagen gekommen, nicht um sich über Belanglosigkeiten auszutauschen. Kurz duckte er sich unter einem niedrigen Tannenzweig hindurch wobei ihm einige Schneeflocken auf den Pelz fielen, welche er mit einem kurzen Schütteln wieder etfernte, bevor er seinen strahlenden Blick durchs Territorium streifen ließ. Unauffällig versuchte er sich den Weg und die Umgebung einzuprägen. Schließlich würde er bald wieder mit Mohnstern unterwegs sein, da wollte er einen gute Eindruck verschaffen und seiner Mentorin beweisen, was für ein guter Schüler er war. Es hatte sicher einige Vorteile wenn er ihr zeigen konnte, wie fleißig er während ihrer Abwesenheit gewesen war und wie gut er sich mit den anderen Kriegern im Clan verstand. Wer wohl Tigerblüte Mentor gewesen war? Ging es ihm durch den Kopf, als er seinen Blick für einen kurzen Moment auf der Kätzin ruhen ließ, bevor er sich abwandt.

Erwartungsvoll hatte er seinen blauen Blick auf den schönen Pelz der Kriegerin gelegt, nachdem er seine Frage gestellt hatte und wartete auf eine ausschweifende Antwort. Normalerweise war er es gewöhnt, dass Krieger den Schülern und Jungen des Clans einiges beibringen wollten und versuchten, ihnen ihre Fragen äußerst genau und ausschweifend zu beantworten. Seine Mentorin hatte ihn bisher selten mit so viel Gerede genervt, sie war ebenfalls eine Katze, die eher die Dinge in die Tat umsetzte, anstatt sie ausführlich und lange zu erklären. Für diese Eigenschaft hatte der Kater seine Mentorin lieb gewonnen. Er konnte es selbst nicht leiden wenn seine Augenlieder bei einer Erklärung langsam zu klappten und er seine Gedanken -unbewusst in die Ferne schickte um darüber nachzudenken, ob er bald wieder Jagen gehen würde. Der beige Kater konnte es einfach nicht leiden. Er erklärte gerne Dinge, ließ sie sich allerdings auch gerne demonstrieren. Nur so konnte man auch sicher gehen, dass die Katze, der man was erklärte, wirklich verstanden hatte, was man sagte. Langsam nickte er, als  Tigerblüte erwähnte, er solle in ihrer Nähe bleiben. Was dachte die Kriegerin nur? Er war schließlich kein Junges mehr und war, wie er fand, bereits vom geistigen Alter um einiges reifer als noch seine Baugefährten. "Ich passe schon auf." Versicherte er der Kätzin. Der Schüler hatte nicht den Eindruck, dass sie sich um ihn sorgte. Er schien es ihm, als würde sie sich um ihren eigenen Pelz scheren und nicht wollen, dass er Mohnstern erzählt, wie sie ihn behandelt hatte. Langsam stapfte er durch den tiefen Schnee, immer dem Pelz der Kriegerin folgend. Er hasste es durch den kalten Schnee zu laufen, die Nässe drang innerhalb von kurzer Zeit in seinen Pelz und ließ ihn erzittern. Auch wenn der Kater, durch seinen ebenfalls hellen Pelz sehr gut getarnt war, bevorzugte er die Blattfrische. Die Kriegerin und er waren allerdings noch nicht wirklich lange unterwegs, daher würde er, sobald er sich wieder mehr bewegte, sicherlich wieder auftauen. Kurz beobachtete er  Tigerblüte, wie sie über einen kleinen Schneeberg kletterte, bevor er selbst hinaufstieg um dann auf der anderen Seite unbeholfen runter zu stolpern. Ich hasse die Blattleere. War der einzige Gedanke, der dem Kater wie ins Gesicht geschrieben war. Seine gute Laune darüber, mit der Kriegerin ins Territorium zu gehen, war inzwischen abgeklungen. In seinen Ohren schien das Leben als Krieger sehr einsam. Bisher war es so, dass er sich viel mit anderen Kriegern und Schülern unterhalten hatte. Doch  Tigerblüte erzählte, sie dürfe das Lager verlassen, wann immer sie wollte. War es nicht traurig wenn man niemanden hatte, der mit einem zusammen Jagen ging? Für einen Moment sah er von dem beschneiten Weg auf, welcher vor ihnen lag und musterte die Kätzin. Sie schien selbstbewusst und klug, jedoch meinte  Kometenpfote unter all der Oberflächlichkeit, welche die Kätzin zu genüge ausstrahlte, auch Trauer und Enttäuschung erkennen zu können. Der helle Schüler konnte es sich nicht als störend vorstellen, wenn er zusammen mit  Mohnstern oder den anderen Kriegern Trainierte und sie ihm Aufgaben gaben, um aus ihm den besten Krieger des SchattenClans zu machen. Sein Maul war geschlossen, er wusste keine Antwort auf den Kommentar der Kriegerin und beschloss zu schweigen.
Stattdessen rief er sich  Glutschattens Worte in Erinnerung. Er hatte ihm zuvor im Lager gezeigt, wie man sich bei der Jagd auf den Boden kauerte. Natürlich war es hier, im tiefen Schnee, um einiges schwieriger als noch im Lager, allerdings wollte  Kometenpfote der stolzen Kriegerin zeigen, dass er ein guter Schüler war. Also duckte er sich vor ihr auf den Boden, sein Hinterteil leich abgesenkt, den Kopf geduckt. Konzentriert starrte er auf eine Wurzel in der Ferne, während er langsam über den Boden glitt. Die Kälte des Schnees stieg auf und kroch innerhalb von Sekunden in seinen Pelz, doch er ignorierte es. Er wollte der Kätzin beweisen, dass es Spaß machen konnte, sich mit anderen Katzen auseinander zu setzen.