Verbrannte Esche

Cf.: SchattenClan Lager [SC Territorium]

Gewitterbrand hatte ein deutlich anderes Tempo drauf, als sein Vater das sonst gehabt hatte. Zwar konnte der Schüler eine Weile gut mithalten, doch er spürte schon nach einer Weile des Weges, dass es ihm an Ausdauer fehlte. Keuchend erreichte er die Verbrannte Esche, atmete tief durch und betrachtete diese dann. Ihre kahlen Äste beunruhigten ihn ein wenig, doch Traubenpfote würde es nicht wagen, diese Tatsache auszusprechen. Schließlich wollte er gut bei seiner Zweiten Anführerin ankommen und nicht erbärmlich.
Die Worte der Kätzin rissen ihn aus seinen Gedanken. Seine Jagdkauer? Der Kater schluckte, nickte dann jedoch und kauerte sich unbeholfen nieder. Sein Schwanz konnte sich nicht entscheiden, ob er am Boden kleben wollte, oder doch lieber Richtung Himmel zeigte. Sein Körper zitterte unter der unbekannten Haltung, seine Pfoten standen etwas zu weit auseinander und auch sonst hielt er nur schwer die geduckte Haltung.
Angestrengt versuchte Traubenpfote, still zu halten und gleichzeitig konzentriert die Fragen von Gewitterbrand zu beantworten. Dadurch fiel ihm auf, wie viel Training ihm tatsächlich fehlte. Er musste sich mehr bemühen! Oder zumindest seinen Vater öfter darum betteln, rauszukommen.
«Vögel und Maus?», presste der gemusterte Kater hervor und überlegte angestrengt. Dann fuhr er fort: «Ein Vogel kann wegfliegen, eine Maus nicht...?»
Traubenpfote schluckte, als direkt die zweite Frage folgte. Die Zweite Anführerin hatte einen ganz anderen Trainingsstil, doch er wollte sich nicht beunruhigen und zeigen, dass er nicht ganz unnütz war.
«Gegen den Wind weil... weil wir die Beute ja dann riechen, aber sie uns nicht...?»
Keuchend verfolgte der Schüler die Kätzin mit seinem Blick und zögerte, als sie die letzte Frage stellte. Fünf Clans, fünf Fertigkeiten. Was machte sie alle nochmal besonders?
«Also wir jagen... jagen Frösche und so», formulierte Traubenpfote, während sein Körper stärker zu zittern begann. «Und der FlussClan... der FlussClan fischt. Die WindClan... Katzen jagen Kaninchen... aber DonnerClan?... WolkenClan? Machen die etwas besonderes?»
Erwartungsvoll blickte Traubenpfote in die Richtung der Kätzin und wartete darauf, sich für einige Momente entspannen zu dürfen.

Während er sprach, spürte Traubenpfote immer wieder, wie Gewitterbrand seine Pfoten richtig schob oder seinen Schweif besser positionierte. Mithilfe ihrer Erfahrung und Berührungen erlangte der Schüler schließlich eine Position, die ihm angenehmer erschien, sodass er nicht mehr allzu überlastet durch die Haltung war. Als die Zweite Anführerin ihn schließlich entließ, musste Traubenpfote sich zwingen, nicht in eine sitzende Haltung zu fallen, sondern locker zu stehen. Zwar schmerzten bereits seine Muskeln, doch er glaubte nicht, dass die Kätzin damit einverstanden war, wenn er sich einfach auf den Boden warf.
«Eichhörnchen für den DonnerClan, Vögel für den WolkenClan», murmelte der getupfte Kater und überlegte, wie es wohl aussah, wenn die WolkenClan Katzen sprangen. Vielleicht konnte er eines Tages zur Großen Versammlung gehen und eine WolkenClan Katze darum bieten, ihm zu zeigen, wie hoch sie springen konnte. Er selbst hatte noch nie ausprobiert, wie hoch er springen könnte - oder zumindest erinnerte er sich nicht mehr daran -, doch eine Katze, die es täglich machte, sprang bestimmt besonders hoch.
Als Gewitterbrand auf eine Meise an der Verbrannten Esche deutete, schluckte der junge Kater angespannt. Die Verbannte Esche beunruhigte ihn, obwohl an ihr neue Pflanzen wuchsen, so sah sie anders aus, als die restlichen Bäume. Der kleine Vogel, der in ihrer Nähe rumhüpfte, beeindruckte ihn auch nicht, im Gegenteil, selbst der Vogel war beunruhigend, denn er hielt sich ganz nah an dem Baum auf.
Als die Zweite Anführerin ihn fragte, ob er die Meise dort fangen könnte, wollte der Schüler ganz laut "Nein" sagen. Er würde die Meise bestimmt nicht gefangen bekommen. Doch da er sich nicht blamieren wollte, zuckte er mit dem Ohr und starrte die Meise mit runden Augen an.
«I-ich kann es zumindest versuchen», stammelte Traubenpfote schließlich an seine Zweite Anführerin gewandt und atmete tief durch.
Wenig später versuchte er sich wieder an der Kauer. Sie war noch immer unsauber, denn er hatte sie lediglich einmal versucht, und somit waren seine Pfoten wieder etwas zu weit auseinander. Langsam setzte er ein paar Schritte vor, doch Traubenpfote musste regelmäßig stehen bleiben, da er ansonsten drohte, einfach umzufallen. Die Haltung war unbequem und zu versuchen, besonders leise zu sein, war eine noch größere Herausforderung.
Doch zumindest gab Traubenpfote sich Mühe und versuchte, gegen den Wind auf die Meise zu zu schleichen. Mit seinem getupften Pelz war er auch nicht sofort zu erkennen, doch er hielt sich nicht niedrig genug und als er endlich bei dem Vogel ankam, verfehlte er nach einem sehr holprig-stolpernden Sprung die Meise, die kreischend davonflatterte.
Niedergeschlagen rappelte sich Traubenpfote auf und tappte zu seiner Zweiten Anführerin zurück. Mit großen Augen erwartete er ihr Urteil, sagte jedoch nichts, da er nicht wüsste, was er dazu noch sagen sollte.

Zwar erhielt Traubenpfote ein Lob, doch dieses konnte seine Laune nicht für lange Zeit bessern. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Frage, die ihm die Zweite Anführerin gestellt hatte. Was hatte ihn zum scheitern verleitet? Der Schüler glaubte, dass es die Kauerstellung gewesen war, die ihm nicht sicher lag. Dennoch schwieg er und überließ es Gewitterbrand, die Frage zu beantworten.
Konzentriert hörte der junge Kater zu und nickte hin und wieder. Sie hatte recht mit ihrer Erklärung, was ihn nicht verwunderte, dennoch wünschte er sich, dass er seine Vermutung geäußert hätte. Dann hätte er noch einen besseren Eindruck hinterlassen können, glaubte er zumindest.
«Das war wirklich unbequem», murmelte Traubenpfote, um nicht dauerhaft schweigend neben der Kätzin zu stehen. Dann wandte er sich etwas ab, damit er in seine unsichere Kauerstellung fallen konnte.
Noch immer waren seine Beine etwas zu weit auseinander, sodass sein Körper wieder ein wenig zitterte, doch nun lagen seine Gedanken bei nichts anderem mehr. Deshalb zog er die Pfoten auch vorsichtig weiter unter seinen Körper, bis das Zittern aufhörte. Erleichtert seufzte er, doch dabei ging sein Schwanz hoch und schlug leicht hin und her.
Leider bemerkte der Schüler dies nicht, denn nun konzentrierte er sich voll und ganz auf die Pfoten. Langsam setzte er einige Schritte vor, bis es sich gar nicht so schlecht anfühlte, nur etwas wackelig. Vielleicht konnte er ja doch noch etwas mit dieser Kauer anfangen!
Mit großen Augen drehte er sich nach einer weiteren Schwanzlänge zu Gewitterbrand um und lächelte erfreut.
«Das hat sich schon viel besser angefühlt!»

Dass die Zweite Anführerin mit ihm zufrieden war, gab dem Kater ein gutes Gefühl. Gewitterbrand schien es wirklich gut mit ihm zu meinen, eine Tatsache, die den Schüler unendlich beruhigte. Mit großen Augen richtete er sich wieder auf, nur um dieses Mal wieder der Zweiten Anführerin beim Kauern zu zu sehen. Als sie seinen Schwanz ansprach, legte Traubenpfote kurz die Ohren an. Er hatte ganz vergessen, auf dessen Haltung zu achten! Dabei würde ihn Beute bestimmt bemerken, wenn dieser während seiner Kauer wild herumschlug.
Mit großen Augen, und so aufmerksam wie möglich, beobachtete Traubenpfote, wie Gewitterbrand zunächst mit dem Schwanz an ihrer Seite herumschlich und dann alternativ den Schwanz hinter sich ausstreckte. Die erste Technik machte ihn etwas nervös, da er bereits spürte, wie er umkippen würde, weil er seine Balance verlor. Die zweite Technik schien ihm deutlich leichter und er schwor sich, diese nicht wieder zu vergessen.
«Wirklich?», fragte Traubenpfote erstaunt, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass die Zweite Anführerin wirklich so tollpatschig sein konnte, wie er es war. «Hat Mohnstern denn auch mehrere Versuche gebraucht? Bestimmt war sie von Anfang an gut...»
Der schildpattfarbene Schüler verstummte, denn er vermutete, dass die Kätzin ihm darauf keine Antwort geben konnte. Schließlich war sie nicht nur die Zweite Anführerin des SchattenClans, sondern auch Mohnsterns Freundin. Warum würde sie also die Geheimnisse der Anführerin verraten?
Als die Zweite Anführerin von einem weiteren Jagdversuch sprach, nickte der Schüler und versuchte, die Jagdkauer dieses Mal besser auszuführen. Tatsächlich gelang es ihm, dieses Mal auf alles zu achten, doch Traubenpfote spürte, wie die Erschöpfung sich in ihm breit machte. Dementsprechend schlängelte er sich nicht wie erwartet über den Boden, sondern kam nur langsam voran, sodass die Maus in ihrem Versteck verschwand, bevor er sie überhaupt erreichte.
Seufzend richtete Traubenpfote sich wieder auf und blickte Gewitterbrand entschuldigend an. Er war wirklich froh, dass die Zweite Anführerin Interesse an seinem Training gezeigt hatte, doch sie war sicherlich nicht sonderlich zufrieden mit ihm.
«Ich werde es eines Tages sicher schaffen», miaute Traubenpfote leiser und kehrte zu der Kätzin zurück. Entschuldigend lächelte er sie an, dann drückte er kurz seine Schnauze gegen ihre Schulter. Er wusste nicht, warum er es getan hatte, doch ihm war der Impuls gekommen und er hatte ihm Folge geleistet.
«Danke für das tolle Training. Weißmoos wird bestimmt begeistert sein, dass ich das alles jetzt kann.»
Verlegen scharrte der Schüler am Boden, dann lächelte er freundlich zu der Zweiten Anführerin hoch.
«Wenn ich meine erste Beute erlegt habe, zeige ich sie dir, versprochen.»