Leere Kaninchenhöhlen

Falkenjäger war gerade aus dem Lager getreten als Steinfall zu ihm aufgeschlossen hatte. Wenn er ehrlich war, verstand Falkenjäger nicht, wieso nicht der ältere graue Kater die Patrouillenführung überhatte, vielleicht war das auch der Grund, wieso der Kater zu ihm aufgeschlossen hatte. Die Worte die Steinfall an ihn gerichtet hatten brachten ihn jedoch kurz dazu innezuhalten. Mit gespitzten Ohren und im langsameren Tempo weiterlaufend widmete er sich ganz der Schilderung des Kriegers und nickte schließlich. “Ich denke wir sollten uns nach dieser Patrouille dankbar bei Dunstschimmer zeigen. Es freut mich, dass sie diese Informationen mit dir und somit mit uns allen geteilt hat.“, miaute er und blinzelte kurz dankbar.

Dann nahm der junge Krieger wieder sein ursprüngliches Tempo auf und es dauerte nicht lange bis sie die Kaninchenhöhlen sehen konnten, dennoch weit genug entfernt waren, um die Schlangen nicht zu alarmieren. Falkenjäger signalisierte den Katzen mit einem Schweifschnippen, dass sie kurz anhalten würden. Er drehte sich um und blickte kurz in die Gesichter der anwesenden Krieger, ehe er sein Gespräch mit Steinfall von vorhin wiedergab. “Dunstschimmer hat Steifall erzählt, dass wir die Schlangen im Genick erwischen müssen – das wir schnell sein müssen möchte ich nicht noch weiter hervorheben, ich denke das wisst ihr… aber zielt auf den Nacken dieser Mistviecher.“ Mit angelegten Ohren blickte er zu den Kaninchenhöhlen und stieß ein leises Fauchen aus ehe er fortfuhr: “Wir geben unser Bestes diese schuppigen Biester zu vertreiben, dennoch sollten wir kein unnötiges Risiko eingehen. Wenn wir unterlegen sind oder sich zu viele Verletzen, kehren wir um und setzten zu einem anderen Zeitpunkt für einen neuen Angriff an.“ Falkenjäger wollte nicht direkt vom schlimmsten Ausgehen, doch sein jugendlicher Übermut musste mit diesen Worten noch einmal auf den Boden der Tatsachen geholt werden. “Dann lasst uns die leeren Kaninchenhöhlen zurückerobern – ANGRIFF!“, rief er schließlich beherzter, wirbelte herum und stürmte auf die Kaninchenhöhlen zu.

Falkenjäger war voller Eifer und mit gesträubtem Fell auf die Kaninchenhöhlen zugestürmt. Es war ihm herzlich egal ob die Schlangen ihre Ankunft nun bemerkten, denn nun würden sie ihnen sowieso den Gar aus machen. Es dauerte nicht lange bis Falkenjäger die erste glitschig wirkende Schlange erblickte. Da er das Tier gar nicht einschätzen konnte umkreiste er es erst einige Male und versuchte die Bewegungen der Schlange erst einmal zu registrieren. Er hatte schließlich noch nie mit so einem Tier zu tun gehabt.

Nachdem Falkenjäger die Schlange genug umkreist hatte und das schwarze Wesen sichtlich wütend war, näherte er sich für einen ersten Angriff. Er versuchte seine Schnelligkeit so einzusetzen, wie er seit seiner Ausbildung gelernt hatte. Mit geübter Flinkheit holte er aus und wollte die Schlange mit seiner rechten Pfote erwischen. Das Wesen war jedoch fast genauso schnell wie er selbst und schnappte gleich nach seiner Pfote. Falkenjäger machte erschrocken einen Satz zurück und legte seine Ohren an. Mit einem frustrierten Fauchen umkreiste er die Schlange wieder und versuchte einen richtigen Moment abzupassen, in dem er das Tier wieder angreifen konnte. Er hatte wirklich keine Lust herauszufinden, wie schmerzhaft ein Schlangenbiss war. “Ihr Mistviecher.“, fauchte er leise und schlug mit seinem Schweif, ehe er sich für einen neuen Angriff näher an die Schlange heranwagte.

Falkenjäger hatte sich voll und ganz auf seine Schlange konzentriert und wollte gerade zu einem weiteren Angriff ansetzten, als er Amselflügels Ausruf aufschnappte. Irritiert wandte er sich für einen kurzen Moment von seiner Schlange ab. Das Vieh nutze diese kurze Unachtsamkeit natürlich gleich aus und setzte zum Angriff an. Falkenjäger hatte nicht mehr die Zeit, auszuweichen. Während er sich kurz zu Amselflügel gedreht hatte, hatte sich die Schlange in seinem rechten Knie verbissen. Falkenjäger gab ein schmerzverzerrtes Jaulen von sich. Dieses Mistvieh hatte ihn wegen seiner kleinen Unaufmerksamkeit erwischt. Sie waren nicht darauf vorbereitet, es mit diesen schnellen Gegnern aufzunehmen.

Wütend schlug er mit seinem Schweif und schnappte nach der Schlange. Da sie sich so verbissen hatte, war es extrem schmerzhaft, sie von seinem Bein zu ziehen. Kaum hatte er sie jedoch im Maul, nutzte er die Chance, um dem Tier den Garaus zu machen. Mit der schlappen Schlange im Maul ließ er seinen Blick über seinen Clankammeraden schweifen. Die Überforderung stand allen ins Gesicht geschrieben. Gerade als sein Blick an Amselflügel hängen blieb, sank diese langsam zu Boden. Ihre Worte schwirrten immer noch in seinem Kampf umher, während er die verbleibenden Schlangen musterte. Sie hatten keine Chance und offensichtlich waren Schlangen dabei, die giftig waren. Mit angelegten Ohren sprintete er zu der am Boden liegenden Amselflügel, Krähenwind war bereits bei der bewusstlosen Kriegerin und Falkenjäger gab ein frustriertes Fauchen von sich. Steinfall und Diestelnase gaben in der Zwischenzeit ihr Bestes, um die verbleibenden Schlangen auf Abstand zu halten.

Falkenjäger legte seine tote Schlange ab und musterte die Schlangen, welche von den beiden Kriegern auf Abstand gehalten wurden. Blitzschnell huschte sein Blick zwischen dem toten Exemplar vor seinen Pfoten und den aggressiven Schlangen vor den beiden Kriegern hin und her. Jetzt, wo er sich die Zeit nahm, die Schlangen genauer zu betrachten fielen ihm die Unterschiede zwischen ihnen sofort auf. Der getigerte Krieger schüttelte seinen Kopf. Sie hatten jetzt keine Zeit für das hier. “Wir müssen Amselflügel schnellstmöglich ins Lager zurückbringen. Wir ziehen uns zurück! Der WindClan hat nichts davon, wenn wir alle hier bewusstlos liegen.“, rief er bestimmt. “Steinfall hilf Krähenwind dabei Amselflügel zu tragen. Diestelnase lauf voraus und gib den Heilern Bescheid, dass Amselflügel dringend Hilfe braucht – ich bezweifle, dass ich das mit meiner Wunde kann…“, miaute er und blickte zu seinem Knie. Die Wunde war nicht schön anzusehen und erst jetzt als er zum Stehen gekommen war, hatte die Wunde begonnen, schmerzhaft zu pochen. Er würde nicht der Schnellste auf dem Weg ins Lager sein. Sie mussten schnellstmöglich hier weg. Wie hatten sie nur so mäusehirnig sein können, dass sie dachten, es mit ihnen unbekannten Gegnern aufnehmen zu können? Eines war ihm jedoch klar, er würde diese Schlange mitnehmen. Dann konnten sie allen zeigen, wie die ungiftigen Schlangen aussahen. Entschlossen schnappte er seine Schlange und trat humpelnd den Rückweg an.