Es gibt Dinge auf dieser Welt, die spielen sich direkt vor unseren Augen ab, aber wir sehen sie nicht, weil wir unsere Gabe des Beobachtens durch die Hektik der Zeit verloren haben. Diese Dinge können Geschichten sein, die eine Veränderung nach sich ziehen und das hier ist eine solche Geschichte. Sie erzählt euch, wie der Tigerschnegel zu seiner außergewöhnlichen Färbung kam.
(Was ist ein denn ein Tigerschnegel? - Wenn du nur genau hinsehen würdest, hättest du schon längst einen gesehen.)
Es geschah, als die Menschheit beschloss zwischen Schönem und Hässlichem zu unterscheiden. Sie verordnete, dass Blumen schön sein sollten, aber nur die, die noch ihre Blüte tragen. Nun war auch nicht mehr jedes Tier schön, die Kakerlake war es nicht, die Wespe war es nicht und die Nacktschnecke war es nun auch nicht mehr. Einige Tiere waren über ihr Schicksal so erbost, dass sie sich zu rächen begangen. Kakerlaken drangen in die Häuser der Menschen ein, Wespen bohrten Stacheln in ihre empfindliche Haut und die Schnecken fielen in Scharen über die Gärten her. Eine Schnecke gab es allerdings, die sich mit diesem Leid nicht abfinden konnte, denn sie war die Größte gewesen, mit dem schönsten Rot weit und breit und der Verlust der sprichwörtlichen Schönheit ließ sie deswegen in Trauer verfallen, die ihre Haut grau werden ließ. Da fand sie sich nun selber hässlich und sie begann über ihre Not so zu klagen und zu jammern, dass es zwei Tiere anlockte: Nämlich den Tiger und den Leoparden. Zuerst dachten sie, es läge eine Maus dort und was sie erschraken, als sie dort die Nacktschnecke fanden! Der Tiger wurde so bleich vor Schreck, das dieser Zustand andauerte und ab da an gab es den weißen Tiger. Nachdem das Kleinste der Tierchen von seinem Unglück berichtet hatte, bekamen die anderen beiden Mitleid mit ihm und wollten ihm helfen. Der Tiger gab ein paar seiner Streifen her, dass machte für ihn selbst keinen Unterschied, denn er hatte genug und musste auch nur seine kürzesten hergeben, damit sie auf dem Körper der Schnecke passten. Dasselbe tat dann auch der Leopard, welcher ein paar seiner Flecken opferte. Die Beschenkte war über die Wendung ihres Lebens so erfreut, dass sie versprach, den Namen ihrer Samariter für immer zu tragen. Nun fand sie sich schön und kroch eilig davon, damit andere Tiere und vorallem die Menschheit sie bestaunen konnte.
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And Captain Hook never breaks a promise ~