Warrior Cats - die Welt der Katzen.
Tritt dem DonnerClan, WindClan, FlussClan, SchattenClan, WolkenClan oder dem BlutClan bei und führe ein Leben als Krieger!
Warrior Cats - das RPG
Warrior Cats - die Welt der Katzen.
Tritt dem DonnerClan, WindClan, FlussClan, SchattenClan, WolkenClan oder dem BlutClan bei und führe ein Leben als Krieger!
Warrior Cats - das RPG
Entdecke den Krieger in dir, werde einer von uns und klettere die Clan- Rangliste immer weiter nach oben.
Tageskenntnis: Inzwischen ist deutlich spürbar, dass es wärmer geworden ist. Der Regen hat nachgelassen und in einigen Teilen des Waldes sogar vollständig aufgehört. Während es im Hochland des WindClans und in den nördlicheren Teilen von FlussClan- und DonnerClan-Territorien noch nieselt, ist es im südlichen Teil des Waldes inzwischen um einiges trockener. Die Sonne versteckt sich jedoch noch hinter den Wolken, die nach wie vor den Himmel bedecken und sich nur langsam lichten. Der Erdboden ist nach wie vor feucht und erschwert mitunter die Jagd besonders für unerfahrene Katzen. Auch hat der Regen viele Geruchsspuren weggewaschen, während die Gerüche des Waldes sehr intensiv wahrnehmbar sind. Vor Zweibeinern und Hunden müssen die Katzen sich jetzt wieder ein wenig mehr in Acht nehmen, weil diese sich wieder weiter von ihren Nestern entfernen. Das eine oder andere Hauskätzchen wagt sich vielleicht auch wieder ins Freie.
Flüsse und Bäche führen viel Wasser und sind an mehreren Stellen über die Ufer getreten. Die Strömung ist so stark, dass auch erfahrene Katzen Schwierigkeiten bekommen können und unerfahrene oder schlechte Schwimmer sollten sich erst Recht vom Wasser fernhalten. Auch Fischen ist schwierig und der Flut schwemmt Erde, Steine, Pflanzen, Zweige und anderen Schutt mit.
Besonders betroffen: FlussClan: Starke Strömung, Fluss ist über die Ufer getreten. DonnerClan: Bäche sind über die Ufer getreten. WindClan: Nieselregen WolkenClan: Kein Regen
Thema: Nest im entfernten Zweibeinerort Do 02 Nov 2023, 20:23
Nest im entfernten Zweibeinerort:
Zweibeinerort:
Abseits der Clangebiete, einige Kilometer entfernt, liegt ein mittelgroßer Zweibeinerort mit vielen, hochragenden Nestern und krachenden Donnerwegen, die sich wie ein Spinnennetz durch die Bauten der Zweibeiner hindurchziehen. Es gibt viele enge Winkel und Gassen, die Katzen oder andere Kleintiere ausnutzen können, um sich vor neugierigen Blicken zu verstecken. Ebenso viel Müll und Krähenfraß. Entfernt man sich vom Zentrum des Ortes, betritt man ruhigere Gebiete mit duftenden Grünflächen auf denen kleinere Nester gebaut wurden. Hier gibt es viele Hunde, die aber von Zäunen in einem meist viereckigen Territorium festgehalten werden. Auch andere Katzen streunen hier herum, richten ihre Pfoten aber mehr außerhalb des Zweibeinerortes, statt ins Innere. Hier fahren weniger Monster.
Zweibeinernest:
Im mittleren Ring des Zweibeinerortes, wo die rauen, felsigen Oberflächen sich langsam zu begrünten Wegen auflösen, steht ein unscheinbares, kleines Nest. Es hat eine graublaue Fassade und ein ziegelfarbenes Dach. Mit vielen, großen Fenstern wirkt es hell und einladend. Allerdings sind die dunkeln Vorhänge stets zugezogen und der kleine Garten sichtbar verkümmert. Hier lebt ein mittelalter Zweibeiner mit seiner Tochter. Das Nest hat einen knarzenden, hölzernen Fußboden. Auch wenn es an manchen Stellen modernisiert wurde, wirkt es unfertig. Manche Wände sind schlecht oder gar nicht verputzt, während andere Zimmer wohl priorisiert und komplett neu gemacht wurden. In einem kleinen, nicht renovierten Raum, den die Zweibeiner das "Arbeitszimmer" nennen, steht ein kleiner Käfig mit schiefen Gitterstäben, der auf häufiges, notdürftiges Flicken hinweist. Der Raum wird selten besucht und ist meistens dunkel. Er hat ein großes Fenster, dass zu einem kleinen Balkon hinausführt, was darauf schließen lässt, dass das Zimmer sich im oberen Geschoss des Nestes befindet. Hier sind Mascha und Haselfrost am Anfang ihrer Reise untergebracht.
Felder und Dickicht:
Verlässt man den Zweibeinerort, trifft man auf weitläufige, stoppelige Felder die zerfurcht wurden von den Klauen riesiger Monster. Dazwischen liegt Dickicht, welches Schutz bietet, aber wenig Beute beherbergt. Die Zweibeiner gehen an den Feldrändern gerne mit Hunden spazieren und lassen diese frei laufen. Die meisten von ihnen sind aber wenig an Katzengeruch interessiert und sind deshalb weitestgehend ungefährlich. Wachsamkeit wird trotzdem geraten.
Wald und Wiese:
Auf dem Weg zu den Clanterritorien erstrecken sich viele Fleckchen Wälder und große, unbelebte Wiesen die nur stellenweise von Donnerwegen und einigen Nestern durchbrochen werden. An einigen Stellen gibt es besonders schnelle Donnerwege, die breiter sind als jene, die der Clan kennt und sich teilweise sogar auf Brücken in der Luft entlangschlängeln. Die Monster auf diesen Wegen sind unglaublich flink und aggressiv, was eine Überquerung nahezu unmöglich macht. Das unberührte Waldgebiet ist Beutereich und es leben keine anderen Katzen dort. Hier kommen so gut wie nie Zweibeiner entlang, außer man nähert sich einem weiteren Zweibeinerort. Hin und wieder durchbricht auch ein kleiner Bach, Teich oder See die waldigen Flächen.
Ein Knall, dann Dunkelheit. Mascha spürte scharfe Spitzen, die sich in ihr ausgedünntes Fell bohrten, als sie sich so nah wie möglich in die hinterste Ecke gegen die kaputten Gitterstäbe presste. Das kleine Fleckchen Licht, dass den tristen Raum erfüllt hatte, war so schnell erloschen wie es aufgetaucht war und alles was zurückblieb war stickige, schwere Luft und ein fremder Duft, der sich in den von abgeblätterten Putz und feuchtem Polster mischte. Wie versteinert lagen die blauen Augen der erdbraunen Kätzin auf dem wild getüpfelten Pelz eines Katers. Er hatte mächtige Schultern und seine langen Beine, die ausgestreckt von seinem Körper lagen, ließen darauf schließen, dass er ebenso groß wie stark war. Mascha begann bei diesen Anblick unaufhörlich zu zittern. Ihr Fell sträubte sich, bis sie das doppelte von ihrer mickrigen, abgemagerten Statur war, während ihre Krallen sich ängstlich an die ranzige Decke zu ihren Pfoten klammerten. Der Kater duftete fremd. Noch nie hatte die kleine Hauskatze etwas vergleichbares gerochen oder etwas, was dem ähnelte. Er hatte Pranken wie ein Hund mit Krallen, die vermutlich alles zerfetzen konnten, was ihnen in den Weg kam. Ob er sie gegen Mascha verwenden würde? Angst. Unendlich große Angst. Stoßweise trieb sie im Innern der Kätzin an die Oberfläche und sorgte dafür, dass sie immer mehr in sich zusammensank und der Mut sie Stück für Stück verließ. Seit ihrer Ankunft in diesem Haus bei ihren neuen Menschen hatte sie keine andere Katze mehr gesehen. Allgemein kannte sie nur ihre Familie und selbst ihr Vater, der wild lebte, war nicht so gefährlich und kraftvoll gewesen wie diese Katze. Doch auch wenn Mascha sich fürchtete und ihre Knie unter den Gewicht ihrer Furcht schlotterten, keimte ein ungewohntes Gefühl in ihrem Innern auf. Sorge? Unter anderem. Der gefleckte Kater hatte einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Ob er sich zu viel gewehrt hatte? Doch das war nicht alles, was die kleine braune Katze fühlte. Darunter mischten sich Neugier und Hoffnung, denn endlich war Veränderung in ihr trostloses Leben gekommen, die sie als Möglichkeit sah, endlich von diesem Ort entwischen zu können. Sei es durch seine oder aus eigener Kraft war dabei vollkommen irrelevant, denn Fakt war, ihre Menschen hatten ihre Aufmerksamkeit verschoben und würden nicht mehr nur sie im Visier haben. Ein Moment der Unaufmerksamkeit würde reichen, ein paar gebogene Gitterstäbe und ein offener Ausgang.
Mit bebendem Atem schlich sie näher an den bewegungslosen Kater heran, schnüffelte erneut an seinen ungewohnt riechenden Pelz, ehe sie ihn mit zittriger Pfote anstieß. Sie war bereit zu sterben, wenn er erwachte, bereit für jeden bissigen Kommentar und für seine ausgefahrenen Krallen, die ihr Fell zeichneten, so lange das ihr jämmerliches Schicksal ändern würde.
In einem Moment fragte sich der Kater, wo er gelandet war, ob er den Weg zum FlussClan vor dem Sonnenuntergang zurückfinden würde - ärgerte sich im selben Moment darüber, dass die besten und saftigsten Stücken Frischbeute wohl bereits verspeist wären, wenn er die Lichtung des Lagers im Schimmer der Abenddämmerung betreten würde. Ob Wildpfote wohl schon schlafen würde? Im nächsten Moment unbeschreiblicher Schmerz, der seinen gesamten Körper dazu zwang, sich krampfartig zusammenzuziehen und mit ausgefahrenen Krallen nach der Ursache zu schlagen. In diesem Moment war sein Kopf leer, kein einziger Gedanke bremste seinen instinktiven Überlebensdrang. Die schrillen Schreie drangen erst einige Augenblicke, die sich jedoch wie die längsten Sekunden seines Lebens anfühlten, später aus seinem vor Schmerz verzerrten Maul. Sein Puls raste, sein dichter Pelz war gesträubt und plötzlich dröhnte sein Kopf unter einem kaum aushaltbaren Druck. Blut. Er roch Blut, hatte seine Sinne nun wieder genug geschärft, um festzustellen, dass der Schmerz seine Flanken, seinen hinteren Rücken und Bauch besonders betraf. Sein Unterleib, die hinteren Läufe fühlten sich völlig taub an, hingen bloß herum. Hingen... Haselfrost schwang schnaufend seinen Kopf herum, erkannte die Schlinge, die sich um seinen Körper gelegt hatte und sich fester zuzog, umso mehr er kämpfte. Der Stoff grub sich in sein Fell, durchbrach seine Haut. Die roten Tropfen bildeten eine kleine Pfütze auf dem bereits feuchten Waldboden, die Flüssigkeit versickerte nur langsam. Dem Krieger wurde schwindelig, sein Kiefer so verkrampft, dass er begann Blut zu schmecken. Lass mich nicht sterben, SternenClan! Nicht so. Er dachte das erste Mal in seinem Leben wirklich, dass dies das Ende sein könnte. Er realisierte schnell, dass er dafür nicht bereit war, dass seine Zeit nicht gekommen sein durfte... Oder? Plötzlich Schritte im Laub, seine Ohren dröhnten heiß. Bevor er sich umsehen konnte, ein dumpfer Schlag. Stille. Finsternis.
Seine Augen ließen sich nur schwer öffnen, als er zu Bewusstsein kam. Unbekannte Gerüche und Geräusche überfluteten seine Sinne, ließen ihn für einen Moment annehmen, dass er sich in einem Traum befand. In einem schlimmen Albtraum, denn eigentlich schlief er ja seelenruhig in seinem Nest im Kriegerbau. Er blinzelte ein paar Mal, seine Augen glasig und seine Sicht trüb, sodass er nicht erkannte, wo er sich befand. Es war dunkel, doch ein wenig Licht fiel durch eine Öffnung, die sich vor ihm zu befinden schien. Seine Glieder brannten und sein gesamter Körper fühlte sich wund und heiß an. Sein Fell war verklebt, Blut hatte die Oberfläche an einigen Stellen ausgehärtet und er begann nur langsam, sein Unterleib wieder wahrzunehmen. Er krümmte sich keuchend, leckte über die tiefe Linie an seiner linken Flanke, die sich einmal um seinen gesamten Körper zog, spürte, wie seine Zunge tief in die Wunde eindringen konnte, ohne Widerstand zu spüren. Weitere Druckstellen und Kratzer zierten seine Haut, Verletzungen, dessen Entstehung er nicht einmal mitbekommen hatte. Plötzlich machte sich Panik in ihm breit und vom einen auf den anderen Moment versuchte er sich aufzurappeln. Haselfrost drückte sich auf seine Vorderpfoten, spürte, wie sie unter seinem Gewicht zu zittern begannen und biss die Zähne zusammen, als er versuchte, seine Hinterbeine aufzurichten. Es gelang ihm einen Augenblick lang, bevor sein Rücken gegen etwas Hartes stieß und seine schlotternden Gliedmaßen nachgaben. Er keuchte und versuchte es erneut, doch gestand sich so langsam ein, dass er zu wenig Platz und Kraft hatte. Er spürte seinen Herzschlag nun in seinen Ohren, wurde wütend vor Platzangst und schlug wie wild um sich, unkontrolliert. Er fauchte, musste Blut spucken und versuchte dann, sich in Richtung des Lichts zu schleppen, indem er seine Vorderbeine benutze, um sich nach vorne zu ziehen. Kalte Stäbe berührten seine Nase, sie rochen bitter, gaben nicht nach, als er seinen Kopf gegen sie presste. Was in SternenClans Namen? Er verstand nicht, was geschah, doch mitterweile konnte er wieder besser sehen. Er befand sich in einer Art Bau als grauem Material, welches bestialisch stank. Vier Wände kesselten ihn ein, geradezu blickte er durch die silbernen Stäbe, durch die ein Windstoß ihn erreichte, als um ihn herum etwas knallte. Plötzlich vernahm er Stimmen. Zweibeiner. Er wusste sofort, dass diese Stimmen zu welchen gehören mussten. Er verstand nicht, was sie sagten, doch sein Magen fühlte sich mit einem Mal flau an. Sie mussten ihn gefangen genommen haben.
Die dicke Hand eines Zweibeiners griff an die Stäbe des Objekts, in dem er sich befand, er schreckte zurück, fuhr seine Krallen aus und hörte, wie ein Grollen aus seiner Brust drang. Fass mich bloß nicht an. Er warnte sie in Gedanken, drückte sich in die hinterste Ecke des grauen Baus und machte sich bereit, sollte jemand wagen, ihn zu berühren. Seine Pupillen waren geweitet, als er beobachtete, wie der Zweibeiner an irgendetwas an der Außerseite herumfummelte. Klick. Seine Ohren zuckten beim Geräusch und plötzlich sprangen die Stäbe nach hinten, ließen eine Lücke für Haselfrost. Ohne nachzudenken, stürmte er nach vorne - zumindest wollte er das. Seine Krallen gruben sich in den Untergrund und seine Hinterbeine strampelten wie verrückt, um sich nach vorne zu bewegen. Er hatte noch nie solche Schmerzen verspürt, nicht einmal, als er sich im Kampf gegen den BlutClan gestellt hatte. Er flog und rutschte und schleuderte voran und stieß unsanft auf, als er sich durch die Stäbe katapultiert hatte. Er schrie vor Schmerz, seine Laute vermischten sich mit dem wütenden Jaulen des Zweibeiners, der sofort nach ihm zu schnappen begann. Er wurde am Nacken bepackt, befand sich einen Moment lang in einer Art Schockstarre, da er nicht mehr so getragen wurde, seitdem er ein Junges gewesen war. Er baumelte in der Luft, Nägel gruben sich in sein Fell und erweckten ihn wieder zum Leben. Er fauchte und jaulte, als er wild um sich schlug, strampelte und zappelte, versuchte seine Zähne in alles zu graben, was sich in seiner Nähe befand. Er merkte, wie er geschüttelt wurde, erneut fast ohnmächtig wurde von der schieren Wucht der Bewegung. Er krallte sich nach oben an dem Vorderlauf des Zweibeiners fest, mit dem er festgehalten wurde und grub seine Krallen so tief wie möglich, bevor er sich nach oben zog und seine Zähne im weichen Fleisch versenkte. Seine letzte Erinnerung war der verzweifelte Schrei des Zweibeiners, bevor erneut alles dunkel wurde.
Etwas berührte ihn, Haselfrost merkte, wie er angestoßen wurde, als er zu sich kam. Seine Sicht war verschwommen, alles drehte sich einen Moment lang um ihn herum, sein Kopf schmerzte immens, doch dann schoss das Andrenalin erneut durch seine Adern. Krallen verursachten unangenehme Geräusche, als sie über die Oberfläche kratzten, hinterließen helle Linien im Material, als er sich ein Stück weiter weg transportierte, weg von der Berührung, weg von der potenziellen Gefahr. Er dachte nicht mehr sonderlich logisch, wollte einfach nur weg, wollte nach Hause, war sich immer noch nicht vollkommen sicher, ob das alles nicht doch nur ein Traum war. Er sprang auf alle Viere, als er bemerkte, dass dieser Ort mehr Platz bot, als der vorherige, an dem er sich befunden hatte. Seine Beine zitterten unter der Anstrengung und sein Fell war gesträubt, als er sich herumschleuderte, der Gefahr stellen wollte - jedoch auch soweit von ihr distanziert wie nur möglich. Er blinzelte. Eine andere Katze. Seine weit aufgerissenen Augen betrachteten die braune Katze, dessen helle, blaue Augen aus den Schatten heraus funkelten, ängstlich. Sein Fell legte sich, er empfand plötzlich gar nichts mehr außer Erleichterung. Eine andere Katze! Er sackte in sich zusammen, seine brennenden Flanken hoben und senkten sich schnell, als er seinem Körper endlich erlaubte, zusammenzubrechen. Die Zweibeiner schienen fort und es war still an diesem Ort, dunkel, auch wenn fahles Licht durch eine Öffnung in der Wand des Baus fiel, welcher hinter weiteren Stäben lag. Es roch komisch hier, nach Zweibeinern, Staub, Dingen, die Haselfrost nicht kannte. Auch die Kätzin roch völlig anders. Er musterte sie aus müden Augen, sah, wie abgemagert sie war, ihre Rippen stachen unter ihrem Fell, welches sich dort teilte, wo Narben ihr Antlitz zierten, hervor. Narben an Hals und Brust schienen besonders tiefe Wunden gewesen zu sein. Ihr Blick verriet mehr als die anfängliche Furcht, Neugierde lag in ihren Augen. Er öffnete sein Maul, hielt inne, schloss ihn wieder. Er wusste das erste Mal in seinem Leben nicht, was er sagen sollte. „Ich hinterlass’ wohl keinen guten ersten Eindruck.“ Er sah an seinem liegenden Körper entlang, wollte auf seinen unübersehbar schlechten Zustand hindeuten und lachte einen Moment, bevor er vor Anstrengung zu husten begann. Jede Bewegung schmerzte. Er sah wieder zu der Kätzin, wusste, dass seine Worte unglaublich komisch wirken mussten, doch Humor war das einzige, was ihn aufheiterte. Trotzdem konnte er seine Fassungslosigkeit im nächsten Satz nicht unterdrücken. „Was ist dieser schreckliche Ort?“
Erwähnt
Wildpfote, Mascha (id.)
Angesprochen
Mascha
Ort
Wald → Transportbox (Monster) → Zweibeinernest
tl;dr
Verfängt sich in Schlinge und wird durch Schlag eines Zweibeiners bewusstlos. Wacht in einer Transportbox auf und versucht zu flüchten, als diese von Zweibeiner geöffnet wird. Wird gepackt, geschüttelt und erneut durch einen Schlag gegen den Kopf bewusstlos und wacht nun im Haus in einem Käfig mit Mascha auf. Spricht Mascha an.
Die Reaktion des Katers war genau so extrem, wie Mascha sie sich vorgestellt hatte und trotzdem zuckte sie unweigerlich mit einem hohen Laut zurück, machte sich klein und presste ihren Körper so eng wie möglich an die hinterste Wand des alten Käfigs. Wie wild spürte sie ihr Herz in der Brust pochen, als würde es tausend Sprünge aufeinmal machen mit dem Ziel zu zerplatzen. Weiße Spuren zeichneten den Boden nicht unweit von der Stelle, wo vor kurzem noch ihre Pfoten gewesen waren. In seinen blauen Augen funkelte Panik, die Maschas nicht ganz unähnlich war, nur tausendmal aggressiver und intensiver. Erst jetzt bemerkte die kleine Katze die tiefen Wunden, die seinen dicken, gemusterten Pelz verunstalteten. Tiefe Furchen um seinen Bauch, als hätte sich eine Schlinge immer fester um seinem Körper zugezogen. Unweigerlich erinnerte sie sich an ihr Halsband, welches so eng gewesen war, dass es ihr den kompletten Hals blutig gerissen hatte. Diese schrecklichen Erinnerungen brachten sie dazu, sich noch etwas enger zusammenzukauern, zu Fauchen und die Ohren anzulegen. Vielleicht war es jetzt an der Zeit sich zu verteidigen, doch der Kater machte nach seiner heftigen Bewegung keinerlei Anstalten mehr ihr näher zu kommen oder anzugreifen. Ganz im Gegenteil. Schwer sackte er wieder in sich zusammen auf den Boden, als wäre schier in diesem Augenblick alle Kraft und Energie aus seinen Muskeln entwichen. Besorgt zuckten Maschas Schnurrhaare, doch sie traute sich immer noch nicht sich zu bewegen, wissend, dass jeder Schritt ein Fehltritt sein konnte. Trotzdem. Dieser Blick in seinen Augen, dieser erleichterte, erschöpfte Blick, wühlte irgendwas in ihrem Innern auf. Vermutlich hätte sie damals bei ihrer Ankunft in diesem Haus auch so geschaut, wäre eine andere Katze bei ihr gewesen, doch sie war allein angekommen und allein geblieben. Niemand mit dem sie sich unterhalten konnte, niemand mit dem sie sich die Zunge geben konnte, nur sie. Schmerz traf sie tief in ihrer Brust und erlosch mit der zeitgleichen Wahrnehmung, dass diese elendigen Gefühle nun einen Wandel erleben würde. Sie war nicht mehr allein, vorläufig.
Ihr ganzer Körper unterlag einem ängstlichen Zucken, als der Kater plötzlich die raue Stimme erhob. Entsetzt blickte sie ihn an, sah nochmals seine Wunden und schüttelte dann mit bitterem Ausdruck den Kopf. "N-N-Nicht wirklich", brach es schlotternd aus ihrer Kehle heraus. Ihr Hals fühlte sich kratzig an von der trockenen Luft und den Staubpartikeln, die durchsichtig glitzernd durch das schwache Licht flogen, das zwischen den Vorhängen der Balkontür hindurchschimmerte. Sie verstand nicht, warum er in seinem Zustand lachte. Er musste unerträgliche Schmerzen leiden, außer sie hatten ihm zum Tierarzt gebracht. Aufgewühlt schnupperte sie in der Luft, doch jeglicher Duft der darauf hindeuten konnte wurde überdeckt von seinem starken Eigengeruch. Ganz zaghaft näherte Mascha sich ihm, wünschte sich, mehr Mut würde in ihren Schritten liegen und in der Art, wie sie sich ihm präsentierte, doch ihre Gefühle drohten überzubrodeln. Zitternd streifte ihre Schweifspitze die Gitterstäbe, während ihre Pfoten sich wie in Zeitlupe bewegten, als bestände der Boden aus bröckelndem Fels, der jederzeit in sich zusammenfallen konnte. Auf seine Frage hin antwortete sie allerdings fest, wenn auch stumpf. "Das ist mein Zuhause." Angst, Schmerz, Wut. Mascha hatte gemischte Gefühle über diesen Ort und keines von denen war in irgendeiner Art und Weise positiv. Jede Erinnerung die sie mit diesem Käfig verband war erfüllt von Einsamkeit, Panik und Leiden. "Wer bist du? Warum haben sie dich hierhergebracht?", hauchte sie, plötzlich etwas zuversichtlicher. Ruhig hockte sie sich hin, um es sich etwas gemütlicher zu machen und blickte ihn mit ihren großen, blauen Telleraugen an. Trotzdem blieben ihre Muskeln angespannt und sprungbereit, nur für den Fall, dass er erneut um sich schlug. "Du hättest fliehen sollen, dich wehren", murmelte sie trüb "Sie werden dich niemals wieder gehen lassen. Es gibt kein Entkommen." Bittere Erfahrung schwang in ihrer Stimme mit und Mitleid für diese unwissende Katze machte sich in ihrem Inneren breit. Er hatte keine Ahnung, wer ihn vor diesen Wunden 'gerettet' hatte. Keine Ahnung, dass er nun ewig in der Dunkelheit leben musste, ohne viel zu essen mit schmutzigen Wasser. Er war verloren wie sie.
Haselfrost hustete stark, als er versuchte seinen hastigen Atem zu regulieren, um seinen geschädigten Körper nicht weiter zu strapazieren. Staubige, abgestandene Luft füllte seine hievenden Lungen, die an die frische Seeluft im FlussClan-Territorium gewöhnt waren, welche sich mit dem einhergehenden Blattfall, von dem man hier nichts mitbekam, so langsam abkühlte. Seine Wunden schmerzten, als sein Körper sich unter der Anstrengung zusammenzog, doch der Kater biss die Zähne zusammen und kniff seine Augen zu, bis sein Keuchen abgeklungen war und er nur noch verzweifelt nach Luft schnappte. Als er seine Augen wieder öffnete, war seine Sicht einen Moment lang verschwommen, doch dann wurde seine Umgebung wieder sichtbar - dann wurde die abgemagerte Kätzin sichtbar, die sich in die hinterste Ecke des Käfigs gequetscht hatte, augenscheinlich, um Distanz zum Krieger aufzubauen, und ihn aus furchterfüllten, runden Augen anblinzelte. Haselfrost wurde noch nie mit einem solch ängstlichen Ausdruck als Reaktion auf ihn begrüßt, doch wer wusste schon, wie lange diese Kätzin in diesem elendigen Verlies allein gelassen wurde, wie lange es her sein würde, dass sie einer anderen Katze begegnete. Wieder sah er sich um, erblickte rostige, grau-braune Stäbe, die bereits schief und instabil erschienen. Dahinter befand sich ein leerer Raum und etwas weiter entfernt drang Licht in den Raum, welches den aufgewirbelten Staub in seinen hellen Strahlen sichtbar machte. Der Kater drehte seinen Kopf langsam, um seine donnernden Kopfschmerzen nicht weiter zu verstärken und bemerkte erst jetzt, dass sein linkes Ohr heiß pulsierte.
Als er sprach, zuckte die mickrig aussehende, braune Kätzin vor Angst zusammen - der Blick, der folgte, zeigte völliges Entsetzen. Der Kater fragte sich nicht, wieso sie so perplex schien, war viel zu müde, um sich allzu viele Gedanken zu machen, auch wenn sein Herz in seiner Brust raste. Haselfrost beobachtete, wie sie seine Wunden musterte, er tat es ihr unüberlegt gleich, ließ seinen getrübten, eisblauen Blick über ihren Körper gleiten. Sie war übersäht mit alten und frischen Wunden, Wunden, die zu Narben geworden waren, sie für immer begleiten würden. Ihre Rippen stachen unter dem matten, krausigen Fell hervor und ihre Augen hatten ihren Schimmer verloren, zeigten keinerlei Lebensfreude oder Hoffnung. Geben sie dir nicht mal genug zu essen? Er behielt die Frage für sich. Der Krieger musste an Wildpfote denken, an ihre leuchtenden, bernsteinfarbenen Augen, an ihren vor Vorfreude gekringelten Schweif. Ein kleines Lächeln schmückte seine zerkratzte Schnauze einen Augenblick lang, ließ die Wunden brennen, doch das Bild verschwand und alles was er vorfand, war das traurige Hauskätzchen - ängstlich, verstört. Er hatte sich Hauskätzchen immer dick und rund vorgestellt, mit glänzendem Haar und unwissenden Augen, doch er hatte sich anscheinend getäuscht. Sie stotterte, als sie zu sprechen begann, ihre Stimme kratzig von der stickigen Luft und Haselfrosts Magen zog sich vor Mitleid zusammen, das plötzliche Stechen in seiner Brust fast schlimmer, als die tiefen Wunden der Schlinge, die sein Schicksal versiegelt hatte.
Haselfrost hielt still, überlegte kurz, sogar seinen Atem anzuhalten, als die Kätzin sich langsam auf ihn zubewegte. Sie schlich vorsichtig und langsam über den Boden, er wollte sie nicht erschrecken und doch sehnte er sich danach, auf sie zuzukommen, geleitet von dem Beschützerinstinkt, den sie plötzlich in ihm wachgerüttelt hatte. Der Kater verfolgte sie mit seinem Blick, beobachtete, wie ihre Schwanzspitze über die Stäbe glitt. Die Worte, die folgten, ließen ihn schlucken. Ihr Zuhause. Wie konnte jemand diesen Ort als Zuhause bezeichnen? Auch dem Ausdruck, welcher sich auf dem Gesicht der Kätzin breit machte, fehlte jegliche Emotion, stattdessen wurden ihre Augen trüb, als fülle sich ihr Kopf mit den Bildern aller möglichen traumatischen Erinnerungen, die sie hatte durchleben müssen. Haselfrost konnte sich das Ausmaß an Grausamkeit nicht vorstellen, welches sie erlitten haben musste, wenn er bedachte, wie die Zweibeiner mit ihm umgesprungen waren. Diese Zweibeiner waren Monster und sein Fell sträubte sich beim Gedanken an seine Reise hierher. Er schüttelte seinen Kopf, fand in die Realität zurück, als weitere gehauchte Worte seine Ohren erreichten. Er blinzelte dem Hauskätzchen entgegen, erkannte, dass sie sich ein wenig entspannte, wenn auch nicht viel. Sie war permanent auf der Hut. Die braune Kätzin hockte sich in seine Nähe, klang ein wenig zuversichtlicher, jedoch nicht lange, denn bevor Haselfrost antworten konnte, murmelte sie verbitterte Worte, die einen eisigen Schauer über den Rücken des Kriegers jagten.
Einen Moment lang blieben die Worte dem Kater im Hals stecken, er kämpfte mit sich selbst, denn er konnte die plötzliche Angst nicht unterdrücken, die sich in ihm breit machte, als er darüber nachdachte, für immer hier gefangen zu sein. Was diese Kätzin sagte, konnte nicht wahr sein und doch verriet ihr Blick, dass sie es ernst meinte, aus Erfahrung sprach. Unsicherheit funkelte in seinen Augen auf, Panik bereitete ihm Übelkeit und einen Moment lang fühlte er sich ganz klein. Nein! Mich können sie nicht wegsperren. Er beschloss, dass er sich nicht aufgeben würde, sich nicht damit zufrieden geben würde, seinen Clan nie wieder zu sehen - von nun an an diesem Ort zu leben und zu sterben. Und er würde es diesem Hauskätzchen beweisen. Keuchend begann der Kater, seine Pfoten aufzustellen - die Muskeln unter seinem Pelz brannten und doch verhalfen sie ihm dazu, sich aufzurappeln und vor der Kätzin aufzubauen. Seine Silhouette warf einen Schatten über sie und Haselfrost blickte zu ihr herunter. Seine Beine zitterten und er unterdrückte ein Husten, doch sein Blick war erfüllt von neuer Kraft. „Ich bin Haselfrost. Ich wohne draußen, außerhalb dieser Wände, im Wald mit den anderen Katzen meines Clans. Der FlussClan ist mein Zuhause und ich werde zu ihm zurückkehren.“ Er funkelte die Kätzin aus zusammengezogenen, blauen Augen an, sein Schweif zuckte angespannt und seine ausgefahrenen Krallen stießen gegen den harten, kühlen Boden. Er schüttelte den Kopf, eine erneute Welle Kopfschmerzen ließ seine Ohren pulsieren. „Es tut mir leid aber das hier ist kein Zuhause“, er hielt inne, taumelte ein wenig und schnappte nach Luft, während seine Augen groß wurden vor Schmerz. „Ich bin ein Krieger, kein Gefangener, und ich werde mich befreien... uns befreien, koste es was es wolle.“ Er legte seinen Kopf zur Seite, Hoffnung erfüllte seinen Blick, Zuversicht, und er hoffte, dass diese Kätzin sich helfen lassen würde, dass sie interessiert war an einem besseren Leben und nicht bereits so gebrochen, dass für sie keine Hoffnung bestand. Er würde lieber beim Versuch seiner Befreiung sterben, als für immer hier im Dunkeln gefangen zu sein und er glaubte, dass es der Kätzin ähnlich gehen könnte - was hatte sie schließlich zu verlieren? „Wie lautet dein Name?“
Erwähnt
Wildpfote, Mascha (id.)
Angesprochen
Mascha
Ort
Käfig im Zweibeinernest
tl;dr
Lässt sich einen Moemtn lang verunsichern, beschließt dann jedoch, zu entkommen und das Hauskätzchen mitzunehmen, sollte sie Interesse haben. Fragt nach Maschas Namen.
Die braune Kätzin fand etwas mehr Sicherheit in der Nähe des Katers. Ja, er konnte ihr nichts anhaben, so lange er verletzt war. Wenn sie ihm half, würde er ihr vielleicht sogar noch gut gesinnt sein, doch machte ihn das wirklich gleich harmlos? Sie konnte ihn nicht einschätzen, seinen eisblauen Blick, diese Schwäche. Er befand sich in einen Ausnahmezustand und dieser verschleierte meist das wahre Wesen, jedenfalls glaubet Mascha das. Sie hatte nicht die Erfahrung, hatte nie mit Verletzten oder kranken Katzen zu tun gehabt. Ihr war es immer gut ergangen. Doch sie wusste, wie stark sie selber gelitten hatte als sie mit blutig gerissenem Fell im Dreck liegen gelassen wurde, ohne Futter und ohne die beruhigende Wärme eines Familienmitglieds oder eines liebevollen Zweibeiners. Wellen der Einsamkeit überfluteten die kleine Katze, doch sie versuchte diese Gefühle hinter einer harten und dennoch angstvollen Fassade zu verschleiern. Dieser Kater musste nicht wissen, was sie durchgemacht hatte. Sie war der festen Meinung, kein Mitleid zu wollen und gleichzeitig sehnte sie sich doch so sehr danach, dass jemand ihr zuhörte und ihr das gab, was sie seit Monaten schon so schmerzlich vermisste - Trost und Zuneigung.
Der Kater brauchte eine ganze Weile um zu antworten. Sein kräftiger Körper wirkte unter all den Wunden auf Mascha furchtbar gebrechlich und schwach. Wie er dort lag, sah es nicht so aus als wäre er eine Gefahr und doch waren alle Muskeln der Kätzin bis zum Anschlag gespannt. Obwohl nichts sie in diesem Käfig hielt, war ihr Überlebensinstinkt dennoch fast so stark ausgeprägt wie der eines Beutetiers. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass sie zurückzuckte, sobald der Gefleckte sich bewegte. Erst glaubte sie, er würde nur seine Position ändern, doch im nächsten Moment stemmte er seinen wunden Körper auf seine riesigen Pranken und erhob sich zu doppelter Größe. Maschas Augen glänzten furchtsam, während sie zurück stolperte und den Kater zittrig musterte. Er war so riesig, so kräftig, überragte sie in Höhe sowie Breite um einige Mäuselängen. Ein so massiver Kater wirkte auf die kleine Hauskatze fast surreal. Nicht einmal ihr Vater war so stark gewesen, noch ihre Mutter und Geschwister. Trotz des eindrucksvollen Auftritts war seine Stimme brüchig. Er stellte sich als Haselfrost vor, was Mascha zunehmend verwirrte, denn sie konnte mit diesen Namen wenig anfangen. Sie verstand nicht, was eine Hasel war, doch Frost führte sie automatisch auf seine eisigen Augen zurück. Doch bevor sie ihn überhaupt nur nach einer Hasel fragen konnte, prasselten mehr Eindrücke auf sie ein. Wald. FlussClan. Krieger. Von was redete diese Katze. Mascha glaubte für einen Moment, er wäre verrückt, doch während andere darüber lachen mochten machte ihr das nur noch mehr Angst. Verrückte waren wahrscheinlich zu den schlimmsten Dingen imstande. "Ha...sel?", piepste sie schüchtern. Ihr Herz pochte in ihrer schmalen Brust. Ihre blauen Augen strahlten vor Unsicherheit, Verwirrung und Angst. "W-Was redest du da?" Sie wich seinem Blick aus und presste ihren Körper eng gegen den Boden. Ihre zuvor herrschende Sicherheit war verflogen und alles was sie vor sich sah war ein riesiger, vermutlich verrückter Kater mit messerscharfen Krallen. Er nannte diesen Ort kein Zuhause, was Mascha gut verstand. Der einzige Grund warum sie ihn als diesen betrachtete war, dass sie nirgendwo anders hinkonnte. Sie glaubte nicht, dass es möglich war hier auszubrechen. Unzählige male hatte sie es schon versucht und war jedes mal von brutalen Händen wieder eingefangen worden oder teilweise Stunden lang in den Stäben hängen geblieben, bis jemand sie gefunden hatte. Über seine Unwissenheit und Wahnsinn konnte sie nur den Kopf schütteln.
"Mein Name?", miaute sie schließlich erschrocken, als er sie nun direkt etwas fragte. Immer noch verunsichert kroch sie erneut ein Stück rückwärts und beäugte ihn kritisch aus der hintersten Ecke des Käfigs. "Mascha" Auch wenn sie von seinen ganzen Worten immer noch verwirrt war, erinnerte sie sich, dass er den Wald sein Zuhause nannte. Mascha hatte nie einen Wald gesehen, doch sie erinnerte sich an die Erzählungen ihres Vaters. Er hatte viel von den Waldabschnitten rund um den Zweibeinerort geschwärmt. Von den ausgetretenen Trampelpfaden, dem dichten Unterholz und dem hohen, sich wiegenden Baumwipfeln. Er meinte, im Wald gäbe es jede Menge Beute, Kuhlen zum schlafen und alle möglichen Pflanzen, von denen man Naschen konnte. Doch das Leben dort sei vor allem im Winter hart und rau, weshalb er nicht dort lebte. "Wie ist der Wald?", flüstere Mascha plötzlich leise. Ihre Flanke bebte, bei der süßen Erinnerung an ihren geliebten Vater. An die Blumen und Zapfen, die er ihr manchmal ans Fensterbrett gebracht hatte und an den leicht modrigen Geruch des Holzes, dass in seinem Pelz hing. Genau so roch dieser Kater! Trotz dieser Erkenntnis durchfuhr die kleine Kätzin eine tiefe Traurigkeit. Würde sie ihren Vater jemals wiedersehen? Ihre Familie? Etwas in ihr schrie vor Sehnsucht auf die Antwort von Haselfrost, auf die Geschichten, die er ihr erzählte die jenen ihres Vater so ähneln würden.
Erwähnt » Haselfrost, ihre Familie explizit ihr Vater Tom (id) Angesprochen » Haselfrost
Sie denkt ich sei verrückt. Der Gedanke schoss Haselfrost sofort in den Kopf, als sie die Reaktionen der Kätzin auf seine Worte beobachtete. Sein Name war fremdartig, der Wald für dieses Hauskätzchen unvorstellbar und die Erwähnung des FlussClans verängstigte sein Gegenüber bloß weiter. Er verstand, dass sie glauben musste, dass er bloß wirres Zeug von sich gab, doch wie sollte er diese Katze davon überzeugen, dass er die Wahrheit sprach? Die braune Katze machte sich im stickigen Käfig so klein es nur ging, presste sich regelrecht gegen die eisigen Stäbe, welche die Katzen gefangen hielten – als seien sie das einzige, was ihr auf irgendeine Weise Trost schenkte, die einzige Konstante, die diese Katze in ihrem Leben hatte. Sicherheit, weil man es zumindest so kannte. Haselfrost starrte die Kätzin einen Moment lang entgeistert an, als diese bloß den Kopf schüttelte, nachdem der Kater von seinen Plänen erzählte, auszubrechen und nach Hause zurückzukehren. Die Beine des Gefleckten zitterten einen Moment lang, sein Kopf dröhnte noch immer und er bemerkte nun sehr schlagartig, wie durstig er eigentlich war. Er hob seine Nase und sog die Luft ein, was ihn zu einem Husten zwang, als die trockenen Staubpartikel seine Lungen füllten.
Die Kätzin antwortete auf seine Frage und erzählte ihm endlich, dass ihr Name Mascha sei. Haselfrost blinzelte ihr etwas perplex entgegen, denn aus irgendeinem Grund hatte er sich ihren Namen nicht so vorgestellt. Auch auf ihn wirkte ihr Name sehr ungewohnt. Seine Schnurrhaare zuckten interessiert. „Mascha...“ Er säuselte ihren Namen einmal leise vor sich hin und empfand den Klang als angenehm. Er schüttelte seinen Kopf kurz und erkannte dann, dass Mascha sich noch weiter in die Ecke des Käfigs gedrängt hatte, ihn mit angespannten Muskeln unter Beobachtung hatte. Sein Blick wurde etwas sanfter und die nächsten Worte brachen regelrecht aus ihm heraus. „Du musst keine Angst vor mir haben.“ Er betrachtete sie ernst, blickte jedoch seufzend zur Seite, als er selbst merkte, wie dämlich der Versuch war, sie zu beruhigen, denn sie wäre natürlich nicht bereit dazu, ihm zu vertrauen. Zumindest nicht vorerst. Ihr Leben hatte ihr womöglich bereits gelehrt, besonders vorsichtig zu sein. Nun wurde ein gruselig aussehender, völlig zerrupfter Waldkater in ihr Zuhause gesteckt, der von Dingen sprach, die sie noch nie zuvor gehört hatte. Er blinzelte und drehte seinen Kopf wieder herum, musterte ihre ängstlichen, blauen Augen. Er schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln, konnte den Schmerz in seinem Blick nun jedoch kaum verheimlichen. Der ehemalige Krieger hoffte, dass er Mascha zeigen konnte, dass er gar nicht so komisch war.
Haselfrosts Schweif hing zu Boden, das Blut an seinem Körper trocknete immer mehr, bildete eine unangenehme Kruste, die seinen Pelz verklebte und der Kater blickte müde an sich herab, als Mascha plötzlich erneut sprach, ganz von sich aus. Verwundert blickte er sie an, ihre Stimme war ganz leise und doch erkannte er den Hoffnungsschimmer, der in ihr mitschwang. Der Wald. Haselfrost konnte ein Lächeln nicht verbergen, als das Hauskätzchen ihn auf sein Zuhause ansprach. Er musste an den FlussClan denken, hatte plötzlich die Lichtung zu Sonnenhoch innerlich vor Augen, das Getümmel seiner Clankameraden zur Mitte des Tages. Dann hörte er das Plätschern des Flusses, sah Wassertropfen, die im Sonnenlicht funkelten. Sofort schossen ihm auch Erinnerungen an den Tag in den Kopf, an dem Wildpfote und er die völlig verschneite Weide im Territorium des FlussClans aufgesucht hatten. Er erinnerte sich an das Funkeln in den Augen seiner Schülerin, als sie die glitzernden Eiskristalle beobachtete – ihren stolzen Blick, nachdem sie ihr erstes Eichhörnchen erlegt hatte, konnte er nicht vergessen. Haselfrost ließ sich nun endlich auf auf die Seite sacken. Seine Kräfte hatten ihn verlassen, die süßen Erinnerungen an seine Heimat machten ihn melancholisch und vor allem schwach. Er keuchte leicht, als er sich fallen ließ, versuchte den Schmerz seiner Muskeln zu ignorieren, als er begann, seinen dreckigen Pelz zu pflegen. Der bittere Geschmack, den das Blut in seinem Mund hinterließ, schluckte er tapfer herunter. Er hielt inne und blinzelte Mascha entgegen. „Der Wald ist wunderschön.“ Er versuchte, sich etwas simpler zu halten, nicht mehr so explizit von völlig unbekannten Dingen oder Orten zu sprechen. „Ob es schneit oder regnet, der Wald ist immer schön.“ Seine Stimmte bebte, denn er fühlte sich erneut an Wildpfote erinnert, die immer versucht hatte, das Positive zu sehen – er erinnerte sie an die Freude in ihrem Gesicht, diese pure Lebensfreude, die Mascha fehlte. „Mir ist Sonnenschein lieber…“ gab Haselfrost zu und er schmunzelte einen Moment lang, bevor er fortfuhr: „Dennoch… Der Wald ist voller Leben. Voller Energie. Ich wünschte, du könntest es selbst erleben.“ Er schüttelte den Kopf, so frustriert war er darüber, dem Hauskätzchen nicht genau beschreiben zu können, was er meinte. „Das Rascheln der Blätter im Wind, das Plätschern des Wassers, welches im Fluss stetig in Bewegung ist, das feuchte Gras bei Sonnenaufgang - wurden deine Pfoten je nass durch die Tautropfen in der Blattgrüne und später wieder von den Sonnenstrahlen, welche durch die Baumkronen fallen, getrocknet?“ Haselfrost blickte nun in Maschas Augen, wollte sehen, ob die Vorstellung irgendetwas in der Fremden auslöste. Empfindungen wie Kälte hatte Haselfrost immer als unangenehm wahrgenommen, doch aktuell sehnte er sich nach der Vielfalt des Waldes, fühlte sich völlig bedrängt und eingeengt in dieser leblosen Umgebung. Er wollte rennen, schwimmen, jagen. Er wollte in das eiskalte Wasser der Blattleere springen, wieder gegen den BlutClan kämpfen – alles lieber, als hier zu bleiben. Wieder bemerkte er, wie durstig er war. „Mascha, gibt es hier etwas zu trinken?“ Er hustete angestrengt.
Erwähnt
Wildpfote, Mascha, FlussClan-Katzen (id.)
Angesprochen
Mascha
Ort
Käfig im Zweibeinernest
tl;dr
Schwelgt in Erinnerungen und erzählt Mascha vom Wald. Fragt sie, ob es etwas zum Trinken gibt.
Keine Angst. Sie musste keine Angst haben. Er war schließlich freundlich, seine Stimme sanft, doch Mascha hatte schonmal lieben Worten vertraut und war dann in einem Käfig gelandet. Sie hatte geglaubt, ihr Leben würde sich bessern, hatte gehofft, nicht mehr einsam sein zu müssen. Doch es war nur schlimmer gekommen. Jetzt war sie vollständig alleine und das schon so lange, dass sie die Tage nicht mehr mitzählte. Dennoch nickte sie leicht auf seine Worte hin, entspannte aber nicht ihre Muskeln oder gab ihre sichere Position eng an der Wand auf. Es würde eine Weile brauchen, bis sie lernte diesen Kater einzuschätzen. Vielleicht wenn sie mehr über ihn erfuhr und verstand, wie genau er lebte. Er wirkte im Kontrast zu allem was sie kannte so furchtbar fremd. Dabei wollte sie ihn doch mögen~
Sie erschrak, als er sich fallen ließ. Kraftlos plumpste er auf die Seite, untermalt von rauem Atmen und kratzigen Husten. Die Luft in diesem Raum war schlecht und er war verletzt. Wenn die Zweibeiner nicht schnell etwas unternahmen könnte er vielleicht sterben und aus irgendeinem Grund bereitete Mascha das große Sorgen. Auch wenn dieser Haselfrost ihr nicht geheuer war, wollte sie keinesfalls, dass er an so einem elendigen Ort wie diesem sein Leben aushauchte. Mit einen besorgten Funkeln in ihren Augen bedachte sie den gefleckten Kater, überlegte, wie sie ihm helfen und ihm gleichzeitig nicht zu nahe kommen konnte. Er war in der Lage sie jederzeit zu verletzen, doch vielleicht war diese Angst gerade fehl am Platz. Er war nur noch ein Schatten seiner einstigen Ausstrahlung, ein Häufchen Elend, wenn man es so ausdrücken mochte. Trotzdem bewegte sich Mascha nicht. Still saß sie da und spitzte die dunkelbraunen Ohren, als er über den Wald zu sprechen begann. Der Wald ist wunderschön. Diese Worte waren Mascha unendlich vertraut. Ihr Vater hatte es immer ganz ähnlich gesagt, hatte kein Detail ausgelassen. Doch so wie Haselfrost es beschrieb war da nochmal eine ganz andere Wirkung. Man konnte durchaus bemerken, dass er in der Wildnis lebte, da er eine ganz andere Wahrnehmung zu haben schien als ihr Vater, der die meiste Zeit durch die Straßen des Ortes gestreift war. Mascha versuchte sich die Worte des Katers vorzustellen. Leises Rascheln hinter wilden Hecken, eine kleine Maus, die im Laub wühlte...Leben. Alles war voller Leben. Alles rauschte, bewegte sich, knisterte und rieselte. Sehnsucht gegenüber einen Ort, den sie noch nie betreten hatte stieg in Mascha auf. Sie war überrascht über ihre eigenen Gefühle, konnte nur schwer einordnen, wie sie diese verarbeiten sollte, weshalb sie einfach nur wehmütig den Kopf senkte und den Blick von Haselfrost abwandte. "Ich wünschte es wäre so", hauchte sie leise. Sie war eine Hauskatze. Ihr Leben hatte in einem geschützten Raum begonnen, einem Gefängnis. Immer die gleichen Wände, die selben Möbel, der selbe Ausblick aus dem Fenster. Regen, der einen nicht berührte, Schneegestöber, in die man nicht springen konnte. Traurig blickte sie auf ihre Pfoten, versuchte sich den feuchten Tau vorzustellen, den Haselfrost beschrieben hatte, doch alles was sie sah war zerfurchtes, dünnes Fell und Staub.
Mascha war der Blick des Katers nicht entgangen. Die Sehnsucht brannte tief in seinen blauen Augen, weshalb sie auch nicht davon ausging, dass er lange hier blieb. So entschlossen wie er war, würde er einen Ausweg finden und sei es der Tod. Auf seine Frage hin antwortete sie mit einem Nicken. Vorsichtig tapste sie zu der staubigen Wasserschüssel, die ihre Zweibeiner für sie hingestellt hatten und schob diese behutsam dem Kater vor die Schnauze. Es war der braunen Kätzin fast etwas peinlich - die Schüssel war schmutzig. Braune Ränder hatten sich auf dem Boden abgesetzt und das Wasser war abgestanden. Wahrscheinlich war es kaum mit dem aus seinen geliebten Fluss zu vergleichen. "Was besseres habe ich nicht", murmelte sie bedrückt "Und Essen gibt es auch nicht. Vielleicht morgen..." Ihren Magen hatte sie schon lange nicht mehr gespürt. Wenn er knurrte, dann war dieses Gefühl nur noch hohl und irrelevant.
"Haselfrost, erzähl mir bitte mehr", miaute sie plötzlich. Unruhig trat sie von einer Pfote auf die Andere. Ihre Angst war nicht verflogen, doch die Neugier obsiegte. Sie wusste, dass die Dinge die er sagte sie nur noch trauriger machen würden. Dennoch hatte sie das stille Verlangen, alles über den Wald zu erfahren, in dem der gemusterte Kater lebte. Seine Worte beruhigten sie, denn sie erinnerten Mascha an ihre eigene Jugend und Sehnsüchte, die sie schon damals hegte. Nur waren die Bilder die er ihr vermittelte viel lebendiger und nicht überschattet von den Zweibeinern. Alles was er beschrieb erschien ihr so pur, unberührt und wunderschön. "Ich möchte wissen was ein Fluss ist und woher du kommst. Was machst du als Krieger des...FlussClans?" Nun kauerte sie sich etwas näher bei ihm hin. Ihre Schnurrhaare bebten, ihre Krallen kneteten unruhig den Boden, doch ihr Blick war aufmerksam und neugierig. Sie war bereit, jedes seiner Worte aufzusaugen.
Haselfrost entging Maschas Körpersprache nicht, als er begann, vom Wald zu sprechen – versuchte, ihr die endlosen Weiten und die unendliche Schönheit zu verbildlichen. Der interessierte Blick aus ihren hellen, blauen Augen wich nicht von ihm, ihre Ohren – der Krieger bemerkte, dass das linke leicht eingerissen war und fragte sich, wie es wohl passiert war – waren gespitzt. Der gefleckte Kater versuchte immer wieder Augenkontakt aufzubauen, doch trotz des offensichtlichen Interesses blieb die Kätzin vorsichtig. Die Worte, die ihren Mund verließen, bestätigten seine Wahrnehmung und er konnte die Trauer und Einsamkeit, die in der Stimme der braunen Kätzin lag, nicht überhören. Das Hauskätzchen wandte sich von ihm ab, senkte den Kopf, doch sie lauschte weiter seinen Worten, ließ ihren trübseligen Blick auf ihre Pfoten fallen, als Haselfrost sie dazu einlud, sich die Feuchte der Tautropfen vorzustellen. Der Kater folgte ihrem Blick, doch die dunklen Pfoten waren zerkratzt, die Ballen rau und das Fell, welches an ihnen klebte, war dünn und brüchig. Das, was er beschrieb, hatte sie noch nie verspürt. Seine Ohren legten sich irritiert an seinen Kopf, als er wieder in ihr Gesicht blickte. Er unterdrückte ein Fauchen, als er bemerkte, dass auch etwas mit seinem linken Ohr nicht stimmte – er dachte nicht weiter darüber nach. Das Gesicht der Kätzin war knochig, die Haut spannte eng über die Knochen und ließen ihre furchtsamen Augen noch größer erscheinen. Er stellte sich vor, wie sie wohl aussehen würde, würde sie von ihren Zweibeiner gut versorgt werden – stellte sich vor, wie der Glanz in ihren Pelz zurückkehrte, die Wangen sich füllten, der Körper an Muskelmasse gewann. Der Schock über all das, was in kürzester Zeit geschehen war, hatte Haselfrost eine ganze Weile lang völlig unempfindlich gemacht, doch während seine Empfindungen nun zurückkehrten – ihn dazu zwangen, zu zittern – begann ein Stechen in seiner Brust ihm mitzuteilen, wie viel Mitleid er mit diesem Hauskätzchen eigentlich wirklich hatte.
Erleichterung überflutete Haselfrost, als Mascha auf seine Frage hin nickte. Sein Hals brannte und plötzlich wurde ihm auch etwas schwindelig, als er versuchte, sich ein wenig aufzurappeln, um zu trinken. Der Kater hörte eine Art Klirren, bevor er sah, was die Kätzin ihm vor die Nase schob. Er beäugte den Gegenstand einen Moment lang völlig verwirrt, drehte seinen Kopf und erkannte dann die durchsichtige Oberfläche des Wassers im seichten Licht schwanken. Dieses… Ding hielt das Wasser wie eine Mulde im Boden die Pfützen nach einem Regenschauer, so schien es. Maschas bedrückte Stimme ließ ihn seinen Blick heben. Es schien ihr unangenehm zu sein, dass sie ihm nichts anderes bieten konnte – sie fügte hinzu, dass es wahrscheinlich auch nichts zu Essen gäbe. Über seinen Hunger hatte der Krieger sich noch gar keine Gedanken gemacht – Adrenalin hatte seinen Körper so lahmgelegt, dass er nicht einschätzen konnte, ob er hungrig war, gleichzeitig erinnerte er sich nicht mehr an seine letzte Mahlzeit. Er blinzelte ihr entgegen. „Danke.“ Sagte er ehrlich und neigte seinen Kopf, um zu trinken. Die ersten paar Schlücke verrieten ihm, warum Mascha so peinlich berührt gewesen war – das Wasser schmeckte komisch. Es schmeckte metallisch, etwas wie Blut, Staubpartikel schwammen in der Flüssigkeit, das Wasser war abgestanden, vermutlich schon mehrere Tage alt. Haselfrost schluckte schwer. Er würde sich von seinen Gedanken nichts anmerken lassen, abgesehen davon war er viel zu durstig, um Wasser abzulehnen. Er nahm ein paar weitere Schlücke – war plötzlich mit dem moralischen Problem konfrontiert, nicht alles auszutrinken, da er fürchtete, die Zweibeiner würden ihnen vermutlich nicht mehr zur Verfügung stellen, zumindest nicht heute. Er verlor den Gedankengang, als Mascha plötzlich sprach.
‚Haselfrost, erzähl mir bitte mehr.‘ Die Worte des Hauskätzchens überraschten ihn und er konnte ein kleines, schwaches Lächeln nicht unterdrücken. Er zitterte noch immer, versuchte es jedoch zu unterdrücken, da er nicht wollte, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Er musterte sie, wie sie von einer Pfote zur anderen trat – sie begann ihm etwas mehr zu vertrauen, doch schien noch immer sehr nervös über die Tatsache. Sie fürchtete sich, das konnte der Krieger erkennen, doch ihre Neugierde war stärker. Nun fragte sie ihn ganz direkt nach dem Leben im Clan, kauerte sich in seine Nähe. Ihr aufmerksamer, eisblauer Blick durchbohrte ihn und er konnte diesen einen Gedanken nicht abschütteln. Ihre Augen sind schön. Wären sie beide gesund, nicht gefangen und völlig verstört – vielleicht hätte Haselfrost versucht, ihr zu imponieren. Sein warmer Blick lag auf ihr, er wünschte sich, dass sie sich etwas entspannen könnte – ihre Schnurrhaare zuckten, die Pfoten kneteten den Boden und doch schien sie ungeduldig auf seine Worte zu warten. Haselfrost blinzelte langsam, ließ seinen Schweif über den staubigen Boden neben sich gleiten, knickte den Kopf zur Seite, um sie neben sich einzuladen. Er wusste, dass sie sich womöglich nicht trauen würde, doch er legte seinen Schweif so, dass sie genug Platz hätte, sich zu ihm zu gesellen. Wenn Haselfrost ehrlich war, dann brauchte er diese Nähe vielleicht sogar mehr als Mascha selbst, denn er fing an, seinen Clan zu vermissen. „Ich… mach normalerweise nur Blödsinn.“ Er lachte angestrengt. „Wie man sieht.“ Er konnte seine frohe Natur nicht ganz hinter sich lassen, egal wie verzweifelt er wirklich war – seine Augen glänzten wieder, als er über sein Leben im Clan nachdachte. „Wir leben als Clan im Wald zusammen. Wir haben einen Anführer und einen Stellvertreter, die den Clan leiten, wichtige Entscheidungen treffen aber auch einen Heiler, der sich um Verletzte kümmert – sie versorgt, bis es ihnen besser geht.“ Er dachte sofort an Kauzflug, wusste, dass es wohl einer der ersten Katzen wäre, die er besuchen würde, sollte er zurückkehren – auch Mascha würde von seinen Fähigkeiten profitieren. „Dann gibt es Schüler und Krieger, wie mich. Die Schüler befinden sich in der Ausbildung, es sind junge Katzen, die noch lernen müssen, gute Krieger zu werden. Krieger wie ich bilden sie aus.“ Er schloss seine Augen, war erneut gezwungen, an Wildpfote zu denken. Sie hätte nun wohl einen neuen Mentor – wer es wohl war? Ob er oder sie seine Wildpfote auch gut behandeln würde? Er seufzte, denn er wusste, dass er ihre Ernennung verpassen würde. „Ich habe auch eine Schülerin ausgebildet – bevor ich hier hergekommen bin.“ Seine Stimme war schwächer, als er erwartet hatte, doch er blickte Mascha in ihre Augen, sein Blick voller Liebe. Die positiven Erinnerungen an seine Schülerin waren schwerwiegender als das negative Gefühl, von ihr getrennt zu sein. „Ihr Name ist Wildpfote…“, er machte eine kleine Pause, Trauer machte sich in ihm breit und er fürchtete einen Moment, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten und Mascha es bemerken würde. „Ein kleiner Sonnenschein, sie würde dich aufmuntern, ganz bestimmt.“ Und mich auch. Sein Blick verhärtete sich, als Verbitterung ihn ergriff. Die Zweibeiner hatten ihm sein Leben geraubt, obwohl sie kein Recht dazu hatten – vom einen zum anderen Moment hatte er alles verloren, was er kannte und auch alles, was ihm etwas bedeutete. Zum Glück war er nicht allein. Er blickte erneut in Maschas trauriges Gesicht, fühlte sich motiviert von ihrer Neugierde. „Es gibt nicht nur meinen Clan, es gibt noch weitere. Wir leben größtenteils friedlich nebeneinander, doch manchmal gibt es Konflikte. Die Katzen im FlussClan spezialisieren sich auf die Jagd im Wasser – wir fangen viele Fische aber auch Mäuse, Eichhörnchen, Vögel…“ Nun fühlte er, wie sein Magen knurrte und das Wasser lief in seinem Mund zusammen, als er sich den Frischbeutehaufen vorstellte. Hier hingegen gab es weit und breit keine Nahrung und wenn es Nahrung gäbe, dann sicherlich keine frische. „Als Krieger versorgen wir den Clan mit Nahrung aber verteidigen ihn auch gegen Eindringlinge. Im Clan arbeiten alle zusammen.“ Er versuchte besonders positiv zu klingen, versuchte Mascha nahezulegen, wie vorteilhaft das Leben im Clan war – es war nicht perfekt, doch es war um Längen besser, als alles was das Hauskätzchen kannte. Zumindest glaubte er das… Doch eigentlich wusste er ja gar nichts über diese Katze. Wo sie herkam, wie lange sie bereits hier war. Seine Schnurrhaare zuckten und er leckte sich über einige Wunden an seinen Beinen, die vor ihm ausgebreitet waren. Er wusste nicht, ob er der Kätzin zu nahe treten würde, doch er musste es wagen, schließlich waren sie ja sowieso zusammengepfercht. „Mascha… wo ist deine Familie?“ Der Clan war seine, doch er fragte sich, wen diese Katze ‚Familie‘ nannte.
Um ehrlich zu sein hätte Mascha sich gerne zu dem Kater gesellt. Die Einladung war verlockend und der Drang, der Wunsch nach Nähe, jetzt, wo sie so greifbar nahe erschien, fast unerträglich. Trotzdem regte sie sich nicht vom Fleck. Sie hatte zwar nicht mehr so starke Angst vor ihm, aber immer noch einen gesunden Respekt der ihre Bedürfnisse drosselte. Sein Körper war immer noch wund, blutig gerissen, seine Ausstrahlung also immer noch bedrohlich. Vielleicht sollte sie ihm genau deswegen näher kommen, um ihm das Blut von den Flanken zu lecken und ihn soweit wie möglich zu versorgen. Doch noch nicht jetzt. Sie traute sich einfach nicht. Stattdessen blieb sie an Ort und Stelle, betrachtete ihn mit gespitzten Ohren und versuchte seine mitleidigen Blicke zu ignorieren. Sie wusste selbst, wie jämmerlich ihr Zustand war - glaubte sie jedenfalls. Ewig schon hatte sie nicht mehr in einen Spiegel gesehen. Alles was sie sah waren ihre Pfote und Beine, beim putzen auch gelegentlich Teile ihres Körper, die zerfurcht waren von unschönen Schlitzen. Sie wusste, dass die Gitterstäbe daran Schuld waren. Bei unzähligen Fluchtversuchen hatte sie sich den kompletten Pelz aufgerissen und anschließend so laut gejault, dass ihre Menschen sie sofort aufhalten konnten. Dennoch machten sie sich nicht die Mühe, die Stäbe zu flicken. Es gab genug Gelegenheiten, genügend Lücken, um sich nochmal hindurchzupressen. Wenn sie diesmal nur die Zähne zusammenbiss könnte sie vielleicht ~ Ihr Herz pochte bei diesen Gedanken. Selbst wenn sie floh, was sollte sie im Anschluss tun? Es gab kein Entkommen.
Und doch wünschte sie sich so sehnlich, dass es möglich wäre. Als Haselfrost begann zu erzählen, musste sie leicht schmunzeln. Mascha hatte lange nicht mehr gelacht und es fühlte sich ungewohnt an, das Gesicht auf diese Weise zu verziehen. Wenn er sagte, er machte viel Blödsinn, wirkte er viel weniger bedrohlich, viel mehr wie ein großer, freundlicher Dummkopf. Mascha gefiel seine Erzählung über den Clan. Sie erfuhr, dass es ein Rangsystem gab, was sie neugierig machte. Einen Anführer hatte es in ihrer Familie nicht gegeben, auch wenn man ihre Mutter durchaus so nennen konnte. Sie hatte immer alles unter Kontrolle gehalten und dafür gesorgt, dass jeder sich wohl fühlte. Die restlichen Ränge verwirrten sie ein wenig, weshalb sie leicht den Kopf schief legte um besser darüber nachdenken zu können. Haselfrost war also ein Krieger und damit Katzen zu Kriegern werden konnten, mussten sie erstmal Schüler sein. Dieses Thema schien den braun gemusterten Kater besonders zu beschäftigen. Er sprach von seiner eigenen Schülerin, ihr Name war Wildpfote. "Hattet ihr eine gute Bindung?", fragte sie besorgt. Seine blauen Augen waren plötzlich so traurig, ein Ausdruck, den sie durchaus nachvollziehen konnte doch sie wollte es nicht ertragen, ihn bei einer anderen Katze zu sehen. Sicher vermisste dieser Kater seine merkwürdige Heimat, so wie sie einst. Gesteuert von der Bindung, die sich während des Gesprächs zwischen den Beiden aufbaute, rückte sie etwas näher an den Kater heran. Es gab also noch mehr von diesen Clans und sie fraßen wilde Tiere, so wie ihr Vater. Mascha erinnerte sich vage daran, dass er einmal erzählt hatte, wie seine Mutter und er einmal zusammen einen Maus erlegt hatten, doch nie ein Eichhörnchen und schon gar nicht einen Fisch. Die braune Kätzin konnte sich kaum vorstellen, wie ein Fisch aussehen sollte, auch wenn sie schon davon gehört und sicherlich schonmal einen gefressen hatte - im von Zweibeinern komprimierten Zustand.
Zusammenhalt war das Wichtigste in einem Clan. Das entnahm Mascha aus den Worten des Katers. Die Vorstellung erschien ihr unfassbar schön, unter anderem, weil dann jeder sich um jeden kümmern konnte. Niemand würde so zurückfallen, jeder war wichtig, damit dieses Konzept funktionierte. Trotzdem konnte sie sich kaum vorstellen, dass so etwas wirklich existierte. Sie glaubte, Haselfrost erzählte ihr irgendwelche Geschichten um sie aufzumuntern und dennoch wünschte sie sich so sehr, dass das alles wahr war. Vielleicht konnte sie irgendwo auch dorthin, weit weg von all den Menschen und endlich Zuflucht finden. Sie überlegte sich gründlich, was sie als nächstes sagen wollte, stockte dann jedoch, als er nach ihrer Familie fragte. Wehmütig senkte sie den Kopf, unschlüssig, was sie darauf antworten sollte. Die Wunden, die von der Trennung zurückgeblieben waren, erschienen ihr noch so frisch, dass es weh tat, darüber mit irgendjemanden zu sprechen. Vor allem eine Katze wie er es war würde das vermutlich nicht verstehen. Menschen waren egoistisch, dachten bestimmt manchmal, Katzen wären nicht viel mehr als Spielzeuge. Nicht alle waren so, doch viele. "Wir wurden getrennt", setzte Mascha unsicher an "Weißt du, Menschen sie... machen sich nicht viel aus unseren Familien." Sie wüsste gerne, ob es ihrer Mutter gut ging. Auch ihren Brüdern, oder ihrer Schwester. Ihr Vater streunte vermutlich immer noch in der Gegend herum. Wem er wohl jetzt seine Geschichten erzählte? Mascha vermisste sie alle so sehr und dieses Gefühl erschlug sie für einen Moment. Müde blickte sie auf ihre Pfoten, versuchte zu verstehen, wieso Menschen so grausam waren und warum nicht einfach alles so hätte bleiben können wie davor. Sie waren glücklich gewesen, irgendwie. "Das klingt vielleicht schlimm aber eigentlich ist es normal. Ich konnte noch sehr lange bei meiner Mutter und meinen Geschwistern bleiben und für eine Hauskatze ist das ein großes Privileg, Ich..."sollte dankbar sein. War es das, was sie sagen wollte? Für Haselfrost war es vermutlich normal, seine Liebsten niemals zu verlieren und sollte es nicht auch so sein? Diese Ungerechtigkeit ließ sie verstummen. Iher Herz fühlte sich schwer an in ihrer Brust, ihr Atem war leise aber rastlos. "Erzähl mir über den Fluss", forderte sie hastig, in der Hoffnung, das Thema damit zu verdrängen.
Erwähnt » Haselfrost, ihre Familie (id), Wildpfote Angesprochen » Haselfrost
Content Warning Erwähnung von Blut und Misshandlung
Mascha rührte sich nicht, obwohl sie Haselfrosts Angebot wahrgenommen hatte – er machte es ihr nicht zum Vorwurf. Mittlerweile hatte der Krieger bereits verstanden, dass diese Kätzin ängstlich war, verstört gar – sie hatte wenig positive Erfahrungen in ihrem Leben gemacht, wie es schien und das letzte, was der Kater wollte, war, sie zu etwas zu nötigen, zu dem sie sich nicht bereit fühlte. Er ließ den Platz neben sich offen, machte deutlich, dass die Einladung bestehen bleiben würde, doch er würde ihr gegenüber keine Enttäuschung über ihre Vorsicht zeigen. Ihm genügte bereits zu sehen, wie Mascha anfing zu schmunzeln, als er seine Witze riss, sich ihre Körpersprache etwas lockerte – langsam aber sicher. Sie lauschte seinen Worten aufmerksam, legte ihren Kopf zur Seite, es wirkte, als überlegte sie, musste diese ganzen neuen Informationen erst mal verarbeiten, und sie versuchte es wirklich. Sie fragte sogar nach, als Haselfrost von Wildpfote zu sprechen begann und der Kater beantwortete ihre Frage mit einem tiefen Nicken. Er glaubte, sie würde verstehen, dass er sie vermisste; er war überzeugt davon, dass man es ihm ansehen konnte. Er spitzte seine Ohren kurz, als das Hauskätzchen nun etwas näher an ihn heran rutschte. Er konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verbieten, auch wenn er sich vorgenommen hatte, keine Reaktion zu zeigen, denn auch er fühlte sich einsam und so langsam wurde ihm kalt. Der große Kater fuhr etwas mit der Fellwäsche fort.
Mascha senkte betrübt den Kopf, als Haselfrost auf ihre Familie ansprach. Oh nein. Vielleicht hätte ich nicht fragen sollen? Der Schweif des Kriegers zuckte etwas nervös, während er das braune Hauskätzchen musterte. Sie hielt inne, schien zu überlegen und der Kater war kurz davor, erneut zu sprechen, ihr zu vermitteln, dass sie auch über etwas anderes sprechen könnten. Er wollte ihr gewonnenes Vertrauen nicht wieder verlieren – wie sollte er sie sonst davon überzeugen, gemeinsam aus diesem schrecklichen Loch zu fliehen? Bevor Haselfrost ansetzen konnte, miaute Mascha die ersten unsicheren Worte. ‚Wir wurden getrennt‘. Die weißen Schnurrhaare des Kriegers zuckten erst interessiert, doch der nächste Satz der folgte, machte ihn wütend. Im Affekt schlug sein Schweif einmal heftig gegen den Boden, ein dumpfes Geräusch hallte durch den leeren Raum und Staub wirbelte von der Stelle auf. Er bereute es sofort, wusste, dass es Mascha wohl erschrecken würde, doch jeder Gedanke, den er an die Zweibeiner – oder ‚Menschen‘, wie das Hauskätzchen sie nannte - vergeudete, verärgerte ihn stärker. Während er im Clan aufgewachsen war, wurde er bereits von Klein an vor den Zweibeinern gewarnt, doch wenn er nun reflektierte, bemerkte er, dass er diese Warnungen noch nie wirklich so ernst genommen hatte, wie sie gemeint waren. Die Zweibeiner waren grausam, denn sie hatten nicht nur ihn von seiner Familie getrennt, ihn misshandelt und eingesperrt sondern auch Mascha. Die dürre Kätzin erzählte weiter, erläuterte, dass dies sogar eigentlich ‚normal‘ sei. Nie war Haselfrost glücklicher, im FlussClan aufgewachsen zu sein – er hatte nicht realisiert, dass es ein Privileg war, nicht von seiner Familie getrennt zu werden. Hatte Mascha noch Geschwister? Wusste sie, wo diese nun waren? Was hatten die Zweibeiner mit ihrer restlichen Familie angestellt? Er hatte endlos viele Fragen, wollte am liebsten alle auf einmal stellen, doch plötzlich lenkte die kleine Kätzin vom Thema ab – kam erneut auf den Fluss zu sprechen.
Haselfrost versuchte sich zu beruhigen. Er atmete tief, fühlte die Wunden an seiner Flanke brennen, der Hunger ließ seinen Magen knurren. Er schloss einen Moment lang die Augen und dachte sich zurück in den Wald. Der Fluss. Er konnte das stetig fließende Blau fast hören- als er erneut atmete, bildete er sich ein, das frische Wasser auf seiner Zunge zu schmecken. Er dachte an Wildpfote, die er gewarnt hatte, das Eis nicht zu betreten, welches in der Blattleere die Oberfläche des Flusses bedeckte und im Sonnenlicht funkelte, doch er dachte auch an den Kampf gegen den BlutClan, als sich das Wasser rot verfärbte mit dem Blut der kämpfenden Krieger. Er dachte daran, wie das Lager seines Clans auf einer kleinen Insel mitten im Fluss lag – man sich immer die Pfoten nass machte, wenn man nach Hause zurückkehrte. Er dachte an saftigen Fisch. Sein Magen knurrte erneut, zog sich schmerzlich zusammen, doch er schluckte es bloß herunter und sprach: „Der Fluss fließt… und rauscht… er ist stetig in Bewegung.“ Langsam öffnete er seine Augen, traf auf Maschas blauen Blick. „Er hat dieselbe Farbe wie deine Augen.“ Er lachte kurz angehalten, denn der Schmerz war dieses Mal stärker als sein Wille. Er konnte nicht aufhören, über Maschas Aussagen nachzudenken. „Endlos viel frisches Wasser, welches die Erde bricht, es kommt von weit her und zieht sich durch das gesamte Territorium in einer geschwungenen Linie. Einige Abzweigungen spalten ihn in weitere. Er ist an einigen Stellen so breit, dass du nicht drüber springen kannst und auch so tief, dass du schwimmen musst, um auf die andere Seite zu gelangen. An anderen Stellen, wie um unser Lager herum, so flach, dass du hindurch laufen kannst.“ Er blinzelte nachdenklich, fühlte nun starkes Heimweh und wollte einen Moment lang nur schreien, doch er beruhigte sich, indem er sich ablenkte, weiter sein Fell säuberte, auch wenn er sich überfordert fühlte mit der Menge an trockenem Blut. „Die FlussClan-Katzen sind gute Schwimmer und wir jagen im Fluss. Fischen leben im Fluss und wir fangen sie, um den Clan zu versorgen…“ er machte eine Pause und suchte wieder den Blickkontakt, er versuchte ein wenig zu lächeln und blinzelte langsam. „Ich bring’ es dir bei. Schwimmen und jagen, meine ich. Wenn du willst.“
Erwähnt
Wildpfote, Mascha
Angesprochen
Mascha
Ort
Käfig im Zweibeinernest
tl;dr
Ist wütend über die Zweibeiner. Würde Mascha am liebsten viele Fragen über ihre Familie stellen, erzählt ihr jedoch stattdessen über den Fluss. Verspricht ihr, ihr das Schwimmen und Jagen beizubringen.
Die braune Kätzin zuckte zusammen, als Haselfrost mit dem Schweif auf den Boden schlug. Sie verstand seinen Zorn, verstand diesen Hass, der in seinen blauen Augen schimmerte, hatte etwas ähnliches vielleicht auch irgendwann mal gespürt. Doch es war normal. Mascha kannte keine Hauskatze, die noch bei ihrer Familie lebte und auch ihr Vater hatte nie eine gekannt. Wäre ihr Mensch nicht gestorben, hätten sie sich auch niemals trennen müssen. Dann hätte alles so bleiben können wie vorher. Doch die höchsten Privilegien währten für gewöhnlich am kürzesten und Mascha hatte sich daran gewöhnt, in dieser Hölle zu leben. Doch genau wie die schönen Momente nicht für immer blieben, hoffte sie, dass auch die Schlechten vergingen. Traurig senkte sie den Kopf, fixierte ihre kleinen Pfoten, die zwischen Staub und Dreck so furchtbar verloren aussahen. Die Luft roch modrig, alt und sie wusste, dass es besser riechen konnte. Sie wusste, dass es bei Haselfrosts alten Zuhause besser roch, auch wenn sie nie dort gewesen war. Zwischen den Bäumen war die Luft frisch, alles duftete nach Blumen und Gras. Mit einem mal ließ die Kätzin sich auf den Bauch sinken, legte das Gesicht auf die Pfoten und genoss für einen Moment die Stille, die um sie herum einkehrte. Trübsal blasen fiel ihr immer unangenehm leicht, doch vor Haselfrost wollte sie Kraft beweisen. Seine mitleidigen Blicke schnitten tief in ihr Herz und sie schämte sich, in dieser Position zu sein, obwohl er doch im Moment viel schlimmer dran war als sie. Deshalb hob sie wieder den Kopf, blickte den Kater fest an, konnte jedoch die Furchtsamkeit und Trauer nicht so ganz aus ihrem Blick verbannen.
Der Fluss. Bei seinen Erzählungen spannten sich ihre Glieder an und die Haut unter ihrem schütteren Fell kribbelte. Sie glaubte, das leichte Rauschen irgendwo neben sich zu hören, das plätschern vereinzelter Tropfen, die über die Wasseroberfläche tanzten. In ihren Ohren war das Geräusch ähnlich zu dem, was sie immer gehört hatte wenn ihr Zweibeiner sich ihrem Körper unter der metallischen Regenwolke gewaschen hatte. Ein unstetiges Plätschern, begleitet von einem leisen Zischen. Der Fluss schien eine kompakte Linie zu sein. Von der Farbe her blau, wie ihre Augen... Mascha wusste nicht, wie ihre Augen jetzt aussahen. Damals hatte sie noch manchmal ihre Spiegelung in den Fensterscheiben gesehen oder in ihrem Wassernapf, doch hier gab es keine glatten, sauberen Flächen und kein klares Wasser.
Maschas Ohren zuckten überrascht. Das Bild in ihrem Kopf zersprang bei den Worten, die der gemusterte Kater zum Schluss sagte. Sie sollte...was? "Du redest Unsinn", setzte sie überstürzt an "Katzen sind nicht fürs Wasser gemacht und ich könnte niemals...könnte niemals." Sie schüttelte hastig den Kopf. "Ich könnte niemals sowas lernen. Ich weiß nicht einmal wie man jagt, Fährten liest oder sich anschleicht. Selbst wenn ich hier wegkomme, bin ich komplett nutzlos!" Die ganze Zeit über hatte sie furchtbar leise gesprochen, sich kaum getraut, ganze Sätze zu formen. Doch nun war sie laut. Als sie dies bemerkte, wich sie beschämt von Haselfrost zurück und blickte die Gitterstäbe vor sich an, während sie schmerzvoll versuchte, ihre Emotionen hinunterzuschlucken. Unzählige Ausbruchversuche und keiner davon hatte jemals Sinn ergeben. Sie war eine Hauskatze. Was sollte sie tun, wenn sie erstmal draußen war? Und jetzt, wo Haselfrost hier war und der Ausbruch ihr irgendwie machbar erschien, fühlte sie sich noch nutzloser als zuvor. "Es tut mir Leid", setzte sie nach einer kleinen Weile an. Vielleicht war sie Haselfrost eine Erklärung schuldig, doch die Worte hingen schwer in ihrer Kehle. "Ich würde gerne den Fluss sehen. Dein Zuhause klingt wunderschön..." Ihre Stimme glich einem Hauchen im eisigen Sturm. "Doch ich glaube ich würde nicht dorthin passen. Ich bin eine Hauskatze. Ich habe keine Talente. Alles was ich kann ist...eigentlich nichts." Nutzlos. Sie seufzte leise.
Content Warning Erwähnung von Blut und Misshandlung
Auch Haselfrost versuchte, die Anspannung, die seine Glieder gepackt hielt, seitdem die Zweibeiner ihn gewaltsam gepackt und eingesperrt hatten, abzuschütteln, während er Mascha dabei beobachtete, wie sie sich auf ihren Bauch sinken ließ und den Kopf auf ihren Vorderbeinen ablegte. Er fragte sich, ob sie überhaupt noch spürte, wie hart der Untergrund unter ihren Pfoten war – fragte sich, ob es sie störte, dass ihre Rippen gegen den kalten Boden pressten. Der große Kater versuchte krampfhaft, es sich irgendwie gemütlich zu machen, seine schmerzenden Gliedmaßen irgendwie vor sich auszustrecken und Ruhe einkehren zu lassen, doch er war an sein Bett aus weichem Moos gewöhnt, daran, das Rauschen des Flusses zu hören, während er einschlief, das leise Atmen der anderen Krieger. Krieger… Ob Plätscherpfote nun bereits einer wäre? Gewiss. Sein Halbbruder war bereits am Ende seiner Ausbildung angelangt, bevor Haselfrost verschwunden war – dass er bereits ernannt worden wäre, war ziemlich sicher. Es schmerzte, nicht einmal seinen neuen Namen zu kennen, ihn nicht einmal in Gedanken korrekt ansprechen zu können. Er war so schnell erwachsen geworden, viel zu schnell. Der Gemusterte war selbst so sehr mit der Ausbildung von Wildpfote beschäftigt gewesen, dass er seinem Bruder kürzlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt hatte, als er es verdient hatte. Er erinnerte sich noch daran, wie er ihn fast täglich in der Kinderstube besucht hatte, so glücklich darüber gewesen war, das kleine Bündel in sein Herz schließen zu dürfen. Plätscherpfote hatte sich immer über seinen Besuch gefreut, hatte seinen Geschichten gelauscht und seinen großen Bruder zu allen möglichen Spielen überredet. So spielte Haselfrost mal Mitglieder fremder Clans, mal gab er sich als großen Fuchs oder Dachs aus und manchmal sogar als einfache Maus, um dem kleinen silbernen Kater, der ihm spielerisch auf den Rücken sprang, eine Freude zu machen. Er schnurrte sanft, als er sich an diese guten Zeiten erinnerte.
Nun lauschte Mascha seinen Erzählungen, nur dienten diese weniger der Unterhaltung und Belustigung, stattdessen schwang Sehnsucht in seinen Worten mit – Trauer, da er befürchtete, das verloren zu haben, von dem er sprach. Der gespannte, blaue Blick erinnerte ihn einen Moment lang an den seines Bruders, doch sank Haselfrosts Herz in seiner Brust, als er sich vorstellte, diesem könnte jemals das geschehen, was Mascha geschehen war. Der Krieger schluckte schwer – er würde zurückkehren. Plätscherpfote würde seine Familie nicht verlieren, zumindest nicht so einfach, denn Haselfrost würde alles dafür tun, ihn wiederzusehen. Der Kater schüttelte den Gedanken ab, konzentrierte sich auf die braune Kätzin, dessen Ohren plötzlich irritiert zuckten, als die Clankatze sie dazu einlud, ihr das Jagen und Schwimmen beizubringen. Obwohl sein Körper schmerzte und so langsam vor Müdigkeit an Kraft verlor, so schnurrte Haselfrost kurz etwas beruhigend, als Mascha begann aufzuzählen, warum sie nutzlos wäre. Die Kätzin hatte zuvor immer so leise gesprochen, dass der Kater sie kaum hatte verstehen können, doch nun wurde sie lauter, schien gehetzt, als wäre sie in Eile, ihn davor zu warnen, dass sie bloß eine Last wäre, würden sie es schaffen zu entkommen. Haselfrost ließ sie sprechen, wollte sie nicht unterbrechen und ihr schon gar nicht den Mund verbieten, nun, dass sie sich endlich traute, aus sich herauszukommen. Er beäugte sie mitfühlend, doch eine gewisse Ernsthaftigkeit blieb bestehen, denn er sah sie nicht als hilflos oder nutzlos an – als müsse er sie retten und dann mit sich herumschleppen. Stattdessen sah er Potenzial in ihr, wusste, dass er sie brauchen würde, wenn er aus diesem Gefängnis fliehen wollte.
Die ängstliche Kätzin hielt kurz inne, bevor sie sich entschuldigte. Sofort schüttelte Haselfrost den Kopf. „Shh...shh…“ Sie musste sich nicht bei ihm entschuldigen, denn sie hatte absolut nichts falsch gemacht – eher war sie die einzige, die Haselfrost im Moment Hoffnung gab, ihn davon abhielt, völlig durchzudrehen. Der Kater war schon immer in fürsorglichen Rollen aufgegangen, musste sich gebraucht fühlen, um glücklich zu sein, zudem wäre er ohne sie schrecklich einsam gewesen. Kaum konnte er sich vorstellen, wie viel Angst er gehabt hätte, wäre er an diesem Ort allein gewesen – ohne eine Katze, die ihm erklären konnte, was das alles hier überhaupt war, was es mit diesem Ort auf sich hatte. Sie fuhr fort, doch ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie bloß noch einem Säuseln glich. Auch wenn Haselfrost sich vorgenommen hatte, dem Hauskätzchen soviel Freiraum wie möglich zu geben, so gewann dieses Mal sein Impuls und er erhob sich zitternd auf seine Beine. Bebend überbrückte er die kleine Distanz, die zwischen den beiden übrig war und ließ sich neben der zerbrechlichen Katze nieder. Er keuchte kurz, als der harte Untergrund erneut einige seiner Wunden berührte, ein brennendes Gefühl hinterließ. Die Spitzen der Haare seines Fells berührten gerade so die ihrer und die geringe Körperwärme, die von Mascha ausging, ließ ihn tief ausatmen. „Mascha, du bist nicht nutzlos.“ Er suchte ihren Blick, schlang seinen langen Schweif um ihren gebrechlichen Körper, musste sich davon abhalten, sie näher an sich heranzuziehen. „Ohne dich hätte ich schreckliche Angst.“ Seine Stimme zitterte leicht, als er dies vor ihr zugab – dem Kater gefiel es nicht, Schwäche zu zeigen, vor allem, wenn er glaubte, er müsste für den anderen da sein, ihn beruhigen, anstatt weitere Sorgen zum Vorschein zu bringen. Er wollte nicht, dass Mascha sich um ihn sorgte, doch er glaubte, es könnte ihr helfen zu wissen, dass er sie genauso brauchte, wie sie ihn. „Hätte ich dich nicht, hätte ich Angst, mich hier zu verlieren. Doch wir haben uns gegenseitig und zusammen können wir hier weg.“ Er senkte seinen Kopf vor ihr, hoffte, dass sie verstand. „Mein Bruder… mein Bruder heißt Plätscherpfote, hieß Plätscherpfote.“ Er hielt einen Moment lang inne, als er überlegte, Mascha zu erklären, warum dies nicht mehr sein aktueller Name wäre, doch das würde sie im rechten Moment noch lernen, weswegen es fortfuhr. „Ich habe seine Geburt miterlebt… Ein kleines Bündel Fell, völlig unbeholfen, völlig hilflos.“ Er musste lächeln, als er sich an den Moment zurückerinnerte, seine Augen wurden einen Moment lang glasig und er betete einen Augenblick lang zum SternenClan, dass es dem Kleinen gut ginge ohne ihm, dass er zurechtkäme. „Und weißt du, was er von Anfang an hatte? Was auch du hast? Jetzt in diesem Moment?“ Haselfrost blinzelte Mascha verständnisvoll entgegen, suchte in ihren trüben Augen nach der Hoffnung, von der er hoffte, dass sie sie noch nicht verloren hatte. „Endloses Potenzial. Niemand kommt auf die Welt und weiß, wie man Fährten liest, wie man jagt, schwimmt, klettert… Ja, sogar wie man läuft. Wie sollst du das alles wissen, wenn es dir niemand beigebracht hat?“ Seine weißen Schnurrhaare zuckten angespannt und er hustete kurz, da seine Kehle sich durch das Sprechen unangenehm trocken anfühlte. Das Husten ging über ein ein keuchendes Lachen. „Ich bin ein guter Lehrer, Mascha. Wenn ich mit dir fertig bin, dann kannst du das alles. Glaub mir.“ Sein Lachen schallte durch den leeren, staubigen Raum – er hoffte, dass er nicht übertrieben hatte und dass die braune Kätzin seinen dämlichen Humor verstand, doch wenn nicht, dann wäre es für ihn auch mehr als okay, dass er einfach peinlich war. Er schenkte ihr wieder einen ernsteren Blick, legte den Kopf kurz etwas schief, während er die folgenden Worte sprach: „Ich brauche dich, Mascha. Gib mir eine Chance, ich lasse dich auch nicht allein.“ Sein Versprechen war groß, doch er meinte jedes einzelne Wort ernst – wer Haselfrost kannte, wusste, dass er sich an seine Versprechen hielt und dass er niemals freiwillig falsche Hoffnungen verbreitete, lieber war er ehrlich. Erneut atmete der Kater tief ein und aus, spürte, wie seine angespannte Haut beim Einatmen an vielen einzelnen Stellen schmerzlich stach, doch mittlerweile hatte er sich fast daran gewöhnt. Er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken und rückte müde etwas näher an Mascha heran, hoffte auch ihr etwas Wärme zu spenden. „Erzähl, hast du Geschwister?“
Erwähnt
Wildpfote, Plätscherpfote(/-bach), Mascha
Angesprochen
Mascha
Ort
Käfig im Zweibeinernest
tl;dr
Beobachetet Mascha und denkt dann an seinen Bruder. Hört Mascha zu und versucht, sie zu beruhigen. Steht auf und legt sich neben Mascha, spricht ihr Zuversicht ein und verspricht ihr, sie nicht allein zu lassen. Fragt Mascha, ob sie Geschwister hat.
Mascha zuckte zusammen, als Haselfrost seinen Schweif um sie legte und ließ es dennoch geschehen. Es war ungewohnt, jemandes Nähe zu spüren denn selbst wenn er es nicht wagte sie zu berühren, konnte sie dennoch seinen warmen Pelz fühlen, der sachte ihren streifte. Sie stieß ein Seufzen aus. Es war leise und kurz, doch es trug alle Sorgen und Ängste mit sich, die sie in den letzten Stunden begleitet hatten. Sie fühlte sich, als würde eine große Last von ihren Schultern rutschen und alles was sie letztendlich in ihrem Innern wahrnahm war Erschöpfung und unendliche Müdigkeit.
Die Worte des gemusterten Katers ermutigten sie ein wenig. Freudig nahm sie den Trost entgegen und blickte ihn dankbar an. Vom Nahen sah er gar nicht so bedrohlich aus, wie sie ihn zuerst wahrgenommen hatte. Sein Gesicht war weich und freundlich, seine Augen strahlten in einem intensiven blau. In Maschas Augen war er unglaublich hübsch - diese weiche Musterung, die Stück für Stück jeden Teil seines Pelzes zierte. Noch nie hatte sie eine Katze wie ihn gesehen. Du bist nicht nutzlos. Sie versuchte sich, diese Worte zu merken und einzuprägen. Selbst wenn Mascha nicht an sich glaubte, wusste sie jetzt, dass Haselfrost es für sie tat. Dankbar lehnte sie sich gegen seinen kräftigen Körper, wenn auch nur leicht und mit Anspannung in den dürren Beinen. Auch sie wollte ihm Trost spenden, wollte für ihn da sein. Sie schämte sich nahezu dafür nie einen Gedanken daran verschwendet zu haben, wie schreckliche Angst er haben könnte im Gegensatz zu ihr. Man hatte ihn seinem alten Zuhause entrissen und in diese Hölle gesetzt, die selbst Mascha, eine Hauskatze von Geburt an, nur schwerlich überlebte. Wie ging es also ihm? Sie blickte ihn nochmals prüfend an, während er sprach, auf der Suche nach versteckten Gefühlen in diesem hübschen Gesicht. Doch da waren nur die Emotionen, die seine Erzählungen hervorriefen. Plätscherpfote. So hieß sein Bruder und obwohl Mascha diese Zusammensetzung immer noch nicht wirklich verstand und auch nicht nachvollziehen konnte, dass diese sich irgendwann änderte, mochte sie den Namen 'Plätscher'. "Er klingt nach dem Fluss", flüsterte sie leise in die staubige Luft hinein. Sie glaubte zu hören, wie in ihren Ohren das plätschern von Wasser nachhallte.
Unter dem Wangenfell der braunen Hauskatze sammelte sich die Hitze, als Haselfrost auf ihre Fähigkeiten zu sprechen kam. Potential? Mascha hatte nie so etwas in sich gesehen, was vielleicht schlichtweg daran lag, dass sie nie so etwas wie Ehrgeiz oder Offenheit für die Welt gelernt hatte. Sie konnte sich immer nur auf vier Wände konzentrieren und ein Fenster mit dem selben Garten, der sich von Zeit zu Zeit veränderte aber im Kern immer der selbe blieb. Mit großen Augen lauschte sie seinen Worten, wusste nicht wirklich, wie sie mit so viel Vertrauen umgehen sollte. Der Gemusterte kannte sie nicht lange, vielleicht ein paar Stunden und dennoch war er so hoffnungsvoll und offenherzig. Es wirkte auf die braune Kätzin fast ansteckend. "Ich vertraue dir", miaute sie klar, als er geendet hatte. In ihre blauen Augen trat ein entschlossenes Funkeln, dass untermalt wurde von einem unsicheren Schlucken. Sie war sich immer noch nicht ganz sicher und trotzdem hatten diese Worte einfach so ihren Mund verlassen. Der Keim in ihrem Innern verlangte nach all den Dingen, von denen Haselfrost ihr berichtet hatte. Der Fluss, der Wald, das gemeinschaftliche Clanleben. Jagen, Fährten lesen, die Welt erkunden.... Sie lächelte schräg.
Als Haselfrost nach ihren Geschwistern fragte, fror ihre Mimik jedoch ein. Er war viel zu neugierig und Mascha... Mascha fiel es schwer, über ihre Vergangenheit zu reden. Zu frisch waren die Wunden, die die Menschen in ihrem Innern hinterlassen hatten. Trotzdem glaubte sie, nach allem was er ihr erzählte, ihm eine Erklärung schuldig zu sein. "Ich habe drei Geschwister. Zwei Brüder und eine Schwester... Sie ist mir wie aus dem Gesicht geschnitten", miaute sie leise, während ihr bei dieser Erinnerung ein wohliges Lächeln übers Gesicht huschte "Naja, was heißt aus dem Gesicht geschnitten? Wir kommen beide nach meiner Mutter. Sie war ihr immer ähnlicher als Ich und das mochten die Menschen. Dennoch war ich nicht eifersüchtig, ganz im Gegenteil... Ich habe sie geliebt..." Maschas Stimme brach ab. Wie es ihr wohl ging? Luise war immer schlauer gewesen als sie. Mutiger, Schöner, Entschlossener. Mascha hatte keine Gelegenheit ausgelassen, sich hinter ihr zu verstecken und ihre sichere Nähe zu suchen. Denn sie wusste immer, bei ihr konnte ihr nichts passieren. Bei ihrer Schwester konnte ihr niemand etwas anhaben. "Ihr Name ist Luise", ergänzte Mascha vorsichtig "Meine Brüder kommen nach meinem Vater. Er ist ein Streuner. Da sie nicht so aussehen wie meine Mutter, durften sie auch nach draußen. Sie heißen Monty und Timmy und haben immer die Mäuse aus dem Garten gejagt." Wieder ein Schmunzeln auf Maschas Gesicht, doch diesmal verbitterter und trauriger. Die Erinnerung an ihre Familie stach tief in ihrer Brust und trotzdem konnte sie nicht aufhören zu erzählen. "Meine Mutter war für meinen Menschen immer etwas Besonderes. Es hat ihm nie gefallen, dass meine Brüder ihr nicht ähnlich waren. Ich verstehe bis heute nicht, warum unsere Fellfarben für ihn so relevant waren, doch danach hat er uns priorisiert." Ihre Ohren zuckten nachdenklich. Haselfrost würde das sicher nicht verstehen, genau wie er auch ihre vorherigen Erklärungen über das Verhalten von Menschen nicht verstanden hatte. Mascha würde es ihn kaum verübeln. Selbst für sie waren diese Kreaturen manchmal unverständlich und durch ihre jetzige Situation wusste sie, was es bedeutete jemanden zu hassen.
Erwähnt » Haselfrost, ihre Familie (fiktiv), Plätscherpfote (-bach) Angesprochen » Haselfrost
Haselfrost spürte, wie Mascha ihren dünnen Körper gegen seinen lehnte, der Ausdruck in ihren blauen Augen verriet ihm, dass sie Mitleid mit ihm empfand, womöglich versuchte, ihm Beistand zu leisten. Ein tiefes Schnurren erklang aus seiner Kehle, auch wenn er die Knochen, die unter Maschas Pelz hervorstachen, an seiner Flanke spürte – es machte ihn wütend. Er konnte nicht verstehen, warum diese Zweibeiner ihr Hauskätzchen nicht wenigstens ausreichend fütterten. Die Hauskätzchen, die er sonst zu Gesicht bekommen hatte, waren immer wohlgenährt gewesen, meist sogar eher dicklich und rund. Der Clankater musterte die braune Kätzin, stellte sich erneut vor, wie ihr Gesicht wohl erscheinen würde, würde es ein wenig fülliger werden, würden die Wangenknochen zwischen dem Gewicht unkenntlich werden. Sie würde so schön und stark aussehen. Haselfrosts unverwundetes Ohr zuckte nervös, als er sich bei diesem Gedanken ertappte. Sie mussten hier raus, gemeinsam entkommen. Draußen würde der Kater für Mascha jagen, ihr so viel zu Essen geben, wie sie essen konnte – würde sie das erste Mal in ihrem Leben frisches Wasser trinken lassen. Mascha würde die Sonne auf ihrem Pelz fühlen, würde unter den Sternen schlafen, während Haselfrost aufpasste, sie beschützte. Und dann, wenn sie bereit dafür wäre, würde auch sie lernen, zu jagen, sich zu verteidigen, zu schwimmen, sich zu tarnen. Er würde ihr alles geben, wovon sie je träumte.
Mascha musterte seine Mimik immer wieder, als er ihr über seinen Bruder im Clan erzählte. Er wusste, dass er die Emotionen, die er verspürte, nicht verheimlichen konnte. Seine Augen verrieten, was ihm dieser kleine Kater bedeutete und wie sehr er diesen vermisste. Er hoffte, dass er ihn schon bald wiedersehen würde, dass auch Mascha ihn treffen würde. Die braune Kätzin flüsterte in den staubigen Raum hinein und ließ Haselfrost kurz schmunzeln, brachte ihn dazu, vorsichtig seinen Kopf gegen ihren zu legen und ein mal tief auszuatmen. „Da hast du Recht…“ Mascha wurde sichtlich verlegen, als der Krieger versuchte, ihr Mut zuzureden, ihr bewusst zu machen, dass sie nur gemeinsam stark genug wären, sich zu befreien – dass Haselfrost sie und ihr Wissen brauchte. Es schien, als wäre es schon lange her, dass jemand Mascha etwas zugetraut hatte. Die Kätzin lauschte seinen Worten, betrachtete ihn mit großen, unsicheren Augen, doch als der Clankater geendet hatte, waren ihre Worte fest und deutlich: ‚Ich vertraue dir.‘ Freudig überrascht blickte Haselfrost zu ihr herunter, sah das entschlossene Funkeln, welches für einen Moment lang in ihren trüben Augen aufleuchtete. Er konnte nicht beschreiben, warum er bereits so starke Gefühle für diese Katze entwickelt hatte, doch in diesem Moment war er unendlich stolz auf das Hauskätzchen, welches ihm vor kurzer Zeit noch völlig fremd gewesen war. Sie schenkte ihm ein schräges Lächeln – ein Lächeln, welches ihn amüsiert schnurren ließ, eines, welches verdeutlichte, wie lange Mascha nicht mehr ernsthaft glücklich gewesen war, sodass sie verlernt hatte, wie man Glück ausdrückte. Er erwiderte ihre freundliche Geste, dankte ihr innerlich für ihr Vertrauen und hoffte, dass es in der Zukunft viele gute Momente für Mascha geben würde.
Die braune Kätzin verlor das hoffnungsvolle Lächeln, als Haselfrost nach ihren Geschwistern fragte. Der Schmerz war in ihrem Gesicht klar abgebildet und kurz machte sich der Kater Vorwürfe dafür, nachgefragt zu haben. Wahrscheinlich waren die Erinnerungen an diese alten Zeiten schmerzhaft für sie, dennoch begann sie nach kurzem Zögern zu erzählen. Haselfrosts Schnurrhaare zuckten interessiert, als das Hauskätzchen begann, ihr von drei Geschwistern zu berichten. Ein Wurf von zwei Katern und zwei Kätzinnen, einschließlich Mascha. Der Gemusterte versuchte, sich diese Familie vorzustellen, während die Kätzin mit leiser Stimme sprach. Sie erzählte davon, wie ähnlich ihre Schwester ihr war, wie sie beide ihrer Mutter ähnelten und die Zweibeiner dies besonders mochten. Ein verwirrter Blick schlich sich auf Haselfrosts Gesicht und seine Schwanzspitze zuckte etwas angespannt. Luise, Monty und Timmy hießen diese drei Geschwister – für den Clankater gänzlich fremde und ungewöhnliche Namen. Im Gegensatz zu Mascha und ihrer Schwester, ähnelten ihre Brüder der Mutter nicht, wurden deshalb nach draußen gelassen, von den Zweibeinern nicht besonders gemocht. Jedes gesprochene Wort verwirrte ihn bloß weiter, er verstand diese Dynamik nicht, doch auch Mascha gab zu, dass sie nicht wüsste, warum die Zweibeiner ihre Brüder aufgrund ihrer Fellfarbe ablehnten. Wenn dies jedoch bedeutet, dass Monty und Timmy nach draußen durften und Mäuse jagten, Mascha hingegen in einen Käfig gesperrt wurde, dann hatten Mascha und Luise wohl doch den Nachteil. Die Liebe der Zweibeiner schien mehr als verkorkst. „Weißt du, was aus ihnen geworden ist? Nachdem ihr voneinander… getrennt worden seid?“ Seine Neugierde war groß, auch wenn er versuchte, sich vorsichtig auszudrücken.
Erwähnt
Mascha, Plätscherpfote(/-bach) (id.), Luise, Monty, Timmy, Mutter von Mascha (id.)
Angesprochen
Mascha
Ort
Käfig im Zweibeinernest
tl;dr
Ist stolz auf Maschas Zuversicht und freut sich über ihr Vertrauen in ihn. erfährt mehr über Maschas Familie und fragt sie weiter nach ihren Geschwistern.