Steinkuhle

Rußpelz beobachte seinen Schüler genau, um an seine Seite zu schwimmen, sobald er Hilfe brauchte, aber er schlug sich ganz gut. Er war ebene eine geboren um eine FlussClanKatze zu sein. Als sein Schüler sich wieder aufrichtete, stemmte auch Rußpelz seine Pfoten auf den Grund und wartete zu seinem Schüler. Instinktiv hatte der Kater schon richtig mit den Pfoten gepaddelt.
Beruhigend legte er ihm seinen Schweif über die Schulter, als er merkte, wie gestresst der junge Kater wirke. “Das hast du toll gemacht Taupfote!”, miaute er, “Du hast auch schon richtig deine Pfoten benutzt um über Wasser zu bleiben. Du kannst es ruhig in längeren Abständen machen, du wirst merken, dass das Wasser dich zum größten Teil trägt.”. Er demonstrierte Taupfote was er meinte und watete dann wieder einige Schritte Flussaufwärts zu seinem Schüler. “Wollen wir es das letzte Stück zu Mondblume nochmal probieren?”. Er blickte zu der gefleckten Kätzin Flussabwärts und lächelte sie an. Sie bewegte sich kaum, ihr musste also eiskalt sein in diesem Wasser.
Er wartete die Antwort seines Schülers ab und glitt dann hinter ihm wieder in den Fluss und beobachtete die Bewegungen seines Schülers genau um ihm später ordentliches Feedback geben zu können. Als sie nur noch wenige Schwanzlängen von Mondblume entfernt waren, bereitete er sich darauf vor seinen Schüler notfalls am Nackenfell zu packen. Es war zwar immer noch flach genug, sodass der Schüler sich hinstellen konnte, aber der Fluss floss an dieser Stelle schon etwas schneller. Er glaubte zwar kaum, dass sein Schüler Probleme haben würde, wo er sich doch schon so geschickt beim Schwimmen anstellte, aber sicher war sicher.

Nachdem sie alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten, lobte Rußpelz seinen Schüler. “Das hast du toll gemacht.”, miaute er. Sein Blick richtete sich zum Himmel, als eine weiße Flocke auf seiner Nase Platz nahm. Es schneite? Jetzt schon? Dann sollten sie ihr Schwimmtraining hier wohl besser beenden. Wenn es schneite, würde ihr Fell nur noch schwer trocknen und er wollte nicht riskieren, das Taupfote oder Mondblume krank wurden. Auch er selbst sollte besser gesund bleiben. Hirschstern war erst seit kurzem wieder auf den Beinen und würde seine Zeit brauchen um sich voll zu erholen. Da kam es ungelegen, wenn sich der Zweite Anführer einen Schnupfen einfing.
“Lasst uns aus dem Wasser gehen und unsere Felle trocken lecken.", miaute er und stapfte aus dem Wasser. Taupfote behilt er dabei immer im Auge. Zu oft war schon einer seiner Schüler auf den glitschigen Steinen ausgerutscht.
Als er aus dem Wasser getreten war, lief er zu einem nahegelegenen Baum und setzte sich darunter um dem Schnee auszuweichen und begann seinen Pelz trocken zu lecken. “Wir können noch eine Kampftrainingseinheit anknüpfen, dann wird uns allen drei wieder etwas wärmer. Was meint ihr?”.

Verwundert blinzelte er seinen Schüler an, als Taupfote fragte, was Schnee war. Dann dämmerte es ihm. Taupfote war knapp sieben Monde alt, und in der frühen Blattgrüne geboren. Er hatte noch nie Schnee gesehen. Er musste lächeln. Schön dass er bei Taupfotes erstem Schnee dabei sein durfte. Jungkatzen reagierten so unterschiedlich auf den ersten Schnee. “Genau!”, stimmte er Mondblumes Erklärung zu. Mondblume würde sicherlich eine tolle Mentorin abgeben, vielleicht sollte er sie Hirschstern bei Gelegenheit für den nächsten Wurf empfehlen. Dann widmete er sich wieder seinem Schüler. “Wenn es mehr geschneit hat, bleibt der Schnee liegen und man kann darin herumtollen. Für deinen hellen Pelz sollte er ausserdem eine gute Tarnung abgeben. Leider bedeutet das auch, dass es für uns bald schwieriger werden wird Beute zu fangen. Zumindest, wenn das Eis auf dem Fluss so dick wird, dass wir es nicht mehr aufbrechen können. Aber die Breiten Stellen des Flusses frieren nur selten ganz zu. Es macht auch ziemlich viel Spaß sich im Schnee einen Abhang hinunter rollen zu lassen.”, miaute er und warf einen Blick zu Mondblume. Auch sie hatten als Junge sehr viel Spaß dabei gehabt: “Vielleicht haben ja ein paar deiner Baugefährten lust später zusammen mit dir zu spielen. Aber jetzt lass uns erst mal schauen, dass wir ein paar Kampfzüge üben, sobald du deinen Pelz trocken geleckt hast”.
Er wartete bis die zwei sich ebenfalls trocken geleckt hatten, dann lief er über den nassen Schnee in die Steinkuhle und überlegte, was für einen Kampfzug er seinem Schüler zeigen konnte. Da Mondblume dabei war, hätte es sich angeboten, dass sie eine Teamkampfstrategie übten, aber Taupfote musste zuerst alle Grundtechniken beherrschen. Außerdem hatte er sich bereits Schwimmen sehr verausgabt, also war es womöglich besser, sie übten etwas leichteres, etwas was Taupfote jetzt bereits gebrauchen konnte. Vielleicht würde er ihn morgen mit auf eine Grenzpatrouille nehmen. Er plante keinen Kampf, nein, und auch wenn es zu einem kommen sollte, würde er Taupfote befehlen wegzulaufen. Für soetwas war er viel zu unerfahren. Aber er konnte Taupfotes Selbstbewusstsein sicher etwas stärken, wenn er eine gute Angriffs und Verteidigungsstrategie üben. Er erinnerte sich an seine ersten Stunden mit Hirschstern und an die Technik, die er ihm gezeigt hatte, die etwas für junge Schüler und kleinere Katzen war. Er hatte sie all seinen Schülern in den ersten paar Trainingseinheiten gezeigt und jetzt würde auch Taupfote sie lernen. “Einer der ersten Tricks, die mir Hirschstern während meiner Ausbildung gezeigt hat, war der Pfotenangriff. Jetzt, wo du noch zu den kleineren Katzen zählst, ist es einer der besten Angriffe, die du machen kannst. Schau genau her!”, miaute er und winkte Morgenblume zu sich, damit er den Trick mit ihr demonstrieren konnte. “Stell dir vor, Mondblume wäre doppelt so groß wie ich. Sie hätte Längere Pfoten als ich, eine größere Reichweite und mehr Schlagkraft. Aber es gibt einen Weg, wie du das Ausgleichen kannst. Wenn dich dein Gegner überrascht, bäumst du dich auf und schlägst mit deinen Krallen nach Augen und Nase. Damit verminderst du seine Wahrnehmung, was ihn Langsamer machen wird und dir Zeit gibt deinen nächsten Zug auszuführen.”. Er stellte sich auf die Hinterbeine und schlug, natürlich mit eingefahrenen Krallen, in die Luft über Mondblumes Kopf und hoffte, Taupfote konnte das für sich Visualisieren.
Er winkte seinen Schüler zu sich: “Komm Taupfote, probier du es mal an Mondblume aus, aber lass die Krallen eingefahren, Mondblume möchte sicherlich keine blutige Nase.”. Den letzten Teil miaute er belustigt und grinste Mondblume dabei an. Dann trat er ein paar Schritte zurück damit Taupfote üben konnte und er sich derweil ein Bild seines Können machens zu können und ihm Tipps geben konnte, wie er seine Haltung verbesserte.

Rußpelz hörte der Sorge seines Schülers aufmerksam zu. Taupfote dachte gut mit, das machte ihn stolz auf seinen Schüler. Er würde eines Tages ein gute Krieger werden. “Da hast du nicht ganz unrecht Taupfote.”, miaute er zu seinem Schüler, “Deinen Bauch solltest du immer Schützen. Kämpfen ist immer mit einem gewissen Verletzungsrisiko verbunden. Deshalb ist es wichtig, dass du deinen Gegner vorher einschätzt, deine Chancen abwägst. Wenn es dir zu gefährlich erscheint, dann ziehst du dich nach Möglichkeit zurück und holst Hilfe.”.
Dann ließ er seinen Schüler probieren, der sprang instinktiv nach seinem Angriff wieder zurück. “Ja, sehr gut Taupfote.”, stimmte er Mondblume zu, “Im Kampf ist es wichtig, schnell zu sein. Du greifst an und ziehst dich im Nächsten Moment zurück, damit der Gegner keine Chance hat, dich zu erwischen.”. Er schenkte seinem Schüler ein stolzes Lächeln und animierte ihn dann dazu, es noch ein paar mal zu versuchen.
Allmählich wurde es Spät und Rußpelz spürte die Kälte an seinem Pelz nagen. Es wurde Zeit ins Lager zurück zu kehren. Taupfote hat den Trick genug geübt und sie alle konnten ein wenig Pause und Wärme vertragen.
“Okay, genug für heute. Kehren wir zurück ins Lager und wärmen uns etwas auf. Taupfote, du hast dich heute sehr gut gemacht und kannst stolz auf dich sein.”, miaute er schließlich. Taupfotes Körper war kleiner als der seine und trotz des aktiven Trainings, durfte auch dem jungen Kater mittlerweile ziemlich kalt sein. Er wollte nicht, dass sein Schüler krank wurde.
Gemeinsam mit den Beiden trat er den Rückweg ins Lager an und war Mondblume einen wohlwollenden Blick zu, “Danke das du uns begleitet hast!”. Dann duckte er sich durch den Lagereingang hindurch und betrat die Lichtung.

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