
Cf.:
Das Baumgeviert [Neutrale Gebiete]«
Der Weg zum SchattenClan Territorium war anstrengender als sie gedacht hätte. Kronentanz hatte bereits Mühen gehabt, die Senke überhaupt zu verlassen. Nachdem sie sich von Sturmstern verabschiedet hatte, hatte sich sein Blick so in ihr Gewissen gebrannt, dass ihr Herz nun nervös pochte. Beinahe wäre sie am Rande der Senke wieder stehen geblieben, um zu ihm zurückzukehren. Hatte sie sich seinen Protest nur eingebildet? Erneut fragte sie sich, ob sie nur den Wunsch hegte, dass er sie von solchen Taten abhielt, oder ob er es ernst meinte. Gerne hätte die braune Kriegerin den Mut, um ihren Anführer solche Dinge zu fragen, doch diesen Mut würde sie nie haben.
Gewitterbrand war einige Schwanzlängen von ihr entfernt. An einem normalen Tag hätte sie die Zweite Anführerin - oder Anführerin? - des Clans eingeholt, doch heute konnte sie nur ihre Schwanzspitze in der Ferne entdecken und ihrem Geruch folgen. Selbst dies erwies sich allerdings als schwierig, da der schwere Rauch und die Gerüche der SchattenClan-Katzen, die hier entlang geflohen waren, ihren Geruch schnell übertünchten.
Doch wenigstens war Rabenstolz bei ihr. Die DonnerClan-Katze hatte sicherlich mehr Energie und würde Kronentanz den Weg weisen können, wenn es hart auf hart käme.
Sie näherten sich dem Donnerweg, der Kronentanz durchaus vertraut war. Er führte schließlich auch am WindClan-Territorium entlang, trennte dieses von den Hochfelsen, doch an diesem Stück des Wegs war sie nie gewesen. Hier und da hörte sie Zweibeiner, sah rote Monster, die größer und lauter waren, als alle, die sie soweit gesehen hatte. Wasser kam aus den Monstern und ergoss sich über den Wald. Wollten die Zweibeiner dem SchattenClan etwa helfen? Wussten sie überhaupt, dass es die Clans gab?
Was wäre, wenn sie das wüssten? Würden sie uns vielleicht doch helfen? Nein. Zweibeiner sind böse Wesen. Sie wollen sicherlich nur ihre eigenen Nester beschützen. Es stört sie nicht, uns zu verletzen oder uns aus unserer Heimat zu rauben.Sehnsüchtig dachte Kronentanz an Eulenpfote und seufzte schwer. Zweibeiner waren grausam und sie würden nie etwas anderes sein.
Der Anblick hinter dem Donnerweg war allerdings noch viel grausamer. Hoch waren die Kiefern und Kronentanz war sich sicher, dass sie einst edel und üppig gewachsen waren. Doch nun waren sie schwarze Stämme ohne Nadeln. Der Kiefernwald, der sonst schon dunkel aussah aus der Ferne, war noch schwärzer und etwas unheimlich. Unbehaglich dachte sie an die schattenhafte Umgebung des BlutClan-Territoriums zurück und legte die Ohren nervös an. Die Luft schmeckte schlecht, es war noch wärmer trotz des einsetzenden Regens, und sie glaubte zu wissen, dass der Boden sich nicht besser anfühlen würde, sobald man über den Donnerweg trat.
Allerdings führte Gewitterbrand sie nicht darüber ins Territorium. Viel eher führte die Zweite Anführerin die Gruppe zu einem Loch im Boden unter dem Donnerweg. Es führte direkt auf die andere Seite und Kronentanz staunte nicht schlecht, als sie es betrachtete. So kam der SchattenClan also stets unbeschadet zur Großen Versammlung. Gerne wollte sie Sturmstern davon erzählen, doch sie war sie nicht sicher, ob er sich dafür interessieren würde.
Das Territorium auf der anderen Seite des Donnerwegs sah schrecklich aus, doch Kronentanz schwieg. Sie brauchten keinen großen Ausflug machen, um zu wissen, dass dieser Ort unbewohnt war. Selbst Gewitterbrand schien das zu wissen und das Jaulen der Kätzin brach der braunen Kätzin das Herz. War es wirklich die Schuld der Ahnen gewesen oder war dies etwas, was nicht von ihnen bestimmt werden konnte? Es war so einfach, die Ahnen zu beschuldigen, doch wer wusste schon wirklich, was sie alles vorherbestimmten. Wohl kaum alle Entscheidungen und Ereignisse?
Doch Kronentanz hatte nicht vor, darüber zu streiten. Es würde für die Zweite Anführerin einfacher sein, für den Moment die Ahnen anzujaulen, und eines Tages würde sie sich genug damit beschäftigt haben, um zu wissen, dass diese nicht viel hätten tun können.
Als sich Gewitterbrand an sie wandte, bemühte sie sich darum, Fassung zu bewahren. Sogleich verteilte sie Aufgaben, in der verzweifelten Hoffnung, doch noch einen Ort zum Leben zu finden. Rabenstolz und sie würden mit Molchschatten tiefer Richtung Sumpf gehen. Augenblicklich schlug ihr Herz nervöser. Noch tiefer Richtung Feuer? An einem ihr unbekannten Ort?
Das schaffst du schon, sprach sie sich selbst zu, atmete tief durch und dachte an die erfreuliche Vorstellung, bald wieder bei Sturmstern zu sein und sich endlich auszuruhen.
Molchschatten führte sie sogleich in die geheißene Richtung. Der Krieger war nicht freundlich, doch daran ließ sich Kronentanz nicht stören. Zum einen, weil sie dies bereits gewohnt war - Sturmstern war den größten Teil ihrer Schülerzeit nicht freundlich zu ihr gewesen -, zum anderen weil Molchschatten gute Gründe hatte, um wütend zu sein. Sie wusste, dass das nichts mit ihnen zutun hatte - zumindest hoffte sie das -, sondern eher mit der Tatsache, dass seine Heimat weg war. Ob er jemanden verloren hatte? Nachdenklich betrachtete sie den Kater, sagte jedoch nichts.
Der Sumpf war noch beunruhigender als der Kiefernwald. Wo der Kiefernwald einfach nur düster ausgesehen hatte, brodelte der Sumpf. Überall wo es hingehen könnte war es heiß und wenn sie den Blick vom Boden heben würden, würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit in eine heiße Pfütze treten. So eine Hitze hatte sie noch nie erlebt. Kronentanz kannte nur die heißen Sande und den heißen Donnerweg in der wärmsten Blattgrüne, doch das Wasser im Territorium war maximal fort, statt so zu blubbern. Dankbarkeit durchflutete sie. In ihrem eigenen Territorium würde sie wohl nicht damit rechnen müssen.
Eine Weile stand sie einfach nur da, blickte in das Chaos. Molchschatten rührte sich nicht und sie wagte es nicht, etwas zu sagen. Allerdings began ihr Pelz zu kribbeln und ihre müden Augen brannten etwas. Auch schmeckte die Luft furchtbar, sodass sie sich langsam fragte, ob es nicht besser wäre, zu gehen, bevor sie sich noch etwas einfing. Die Funken an ihrem Pelz waren nicht gerade besser.
Molchschatten entschied sich endlich, dass sie gehen würden. Kurz warf Kronentanz Rabenstolz einen Blick zu, dann folgte sie dem Kater, der ihnen kaum einen Blick würdigte. Langsamer als der Kater suchte sich die Kätzin ihren Weg, denn obwohl sie hier weg wollte, konnte sie nicht riskieren, dass sie sich ernsthaft verletzte.
»Tbc.:
Das Baumgeviert [Neutrale Gebiete]