Lichter Wald

Ein Stück war ich hinter die Fruppe zurückgefallen, während ich darüber nachdachte, was Rußfink wohl gerade machte. Immerhin hatte ich sie gerade mit ihrer Mutter gesehen und Eulenfang war zumindest auf sie zugegangen. Ob sie ihnen schon die guten Neuigkeiten überbracht hatte? Und, wenn ja, freuten sich die beiden wohl?

Immerhin hatte ich auf dem Weg eine kleine Maus gefangen, etwas, was ich so gut wie nie schaffte. Normalerweise konnte ich einfach nicht leicht genug auftreten, aber diesesmal wurde ich tatsächlich nicht bemerkt. Es war zwar ein ziemlich mageres Tier, aber immer noch wesentlich besser als nichts. Ich erreichte meine Clankameraden gerade, als Kummerpfote seinen Unmut zum Besten gab. In letzter Zeit wurde ich wirklich nicht schlau aus diesem Kater. Ich unterdrückte ein Seufzen, legte meine Beute ab und erhob nun meinerseits die Stimme: "Kummerpfote, es reicht jetzt. Würdest du aufmerksam auf deine Umgebung achten, wäre dir aufgefallen, dass es hier nach Vogel riecht. Somit war Rindenfells Entscheidung, herzukommen, durchaus legitim. Ich erwarte von dir, dass du jetzt deine Zunge zügelst, sonst wirst du die nächsten Tage im Lager verbringen."

Ich achtete zwar auf eine ruhige Stimme, sprach jedoch mit strengem Unterton. Kummerpfote musste einfach lernen, dass er nicht immer sagen oder machen konnte, was er gerade wollte. Wie soltle denn ein Krieger aus ihm werden, wenn er Befehlen nicht gehorchen konnte? Natürlich ging es nicht darum, auf jeden Befehl blind zu hören, aber eine gewisse Bereitschaft dazu, Befehle anzunehmen hatte schließlich noch keinem geschadet. Entschuldigend nickte ich den beiden anderen Kriegern auf dieser Patrouille knapp zu, immerhin war es nicht ihre Schuld, dass mein Schüler sich so benahm.

Stumm nahm ich die Anweisung, sich aufzuteilen, zur Kenntnis, vergrub die vorher gefangene Maus bei den Wurzeln eines Baumes und fing an, nach Beute zu lauschen. Was ich jedoch hörte war nicht - wie erhofft - ein Vogel oder andere Beute, nein, es war Kummerpfote.Gerade wollte ich ihm etwas unfreundlicher als normal erklären, dass Reden während der Jagd äußerst unklug war, als ich realisierte, was mein Schüler da von sich gab. Der Kater wetterte über mich los, was mich zwar nicht erfreute, aber letztlich auch nicht tragisch war, und,was um ein Vielfaches ernster war, über meine Familie. Das ging zu weit. Viel zu weit. Wutentbrannt setzte ich dem Kater hinterher und erhob meine Stimme, sobald es so schien, als hätte er seinen Monolog beendet. "Kummerpfote! Du wagst es, zu sagen, ich würde dich und dein Training vernachlässigen? Du? Der kleine Kater, der andauernd Alleingänge machen muss, anstatt auf mich, seinen Mentor, zu hören und Lernbereitschaft zu zeigen? Weißt du, Kleiner, wenn ich so ein schlechter Mentor bin, weil es nicht mein Lebenszweck ist, dir kleinem vorlauten Kätzchen hinterherzulaufen und dir etwas beizubringen, wenn du dich dann mal dazu herablässt, mir zuzuhören, dann sag mir das gefälligst ins Gesicht! Und, wenn du das tust, dann werde ich persönlich zu Brombeerstern gehen und íhn bitten, dir einen anderen Mentor zuzuteilen! Ich merkte, wie ich mich in Rage redete und fuhr unwillkürlich meine Krallen aus. Dass dieser kleine Idiot es wagte...
"Weißt du, Kummerpfote, ich habe auch noch andere Katzen in meinem Leben. Ich habe eine Gefährtin, ich werde, beim SternenClan nochmal, ich werde bald Vater. Glaubst du ernsthaft, andere Krieger haben so etwas nicht? Keinen Gefährten, keine Junge, keine Freunde? Und, ganz ehrlich, würdest du dein glückliches Zusammenleben mit deiner Familie beenden, um dich um ein kleines, undankbares, nervtötendes Kätzchen zu kümmern?! Weißt du, früher habe ich mir immer gewünscht, dass, wenn ich einmal Junge habe, eines von ihnen von einem meiner ehemaligen Schüler ausgebildet werden würde. Ganz ehrlich? Ich hoffe jetzt, dass es nicht so kommt! Eigentlich könnte ich noch tagelang so weiterschimpfen, als ich in Hintergrund ein Bellen hörte - viel lauter als sonst. Sofort hob ich den Schweif und blinzelte Kummerpfote warnend an, um ihm zu signalisieren, dass er jetzt still sein musste. Als dann noch ein Hilfeschrei ertönte, der eindeutig von Steinfell kam, war es klar. Wir wurden von Hunden angegriffen! Ich schüttelte den Kopf, um die Bilder von geifernden Mäulern und wahnsinnig wirkenden Augen loszuwerden, zischte "Los jetzt, komm! Wir müssen ihnen helfen!", bevor ich mich, ohne einen weiteren Blick an meinen Schüler zu verschwenden, umwandte und loswetzte, in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Schnell sah ich sie, ein massiges dunkles Ungetüm griff Steinfell an, während Rindenstreif von einem kleineren, fuchsgesichtigen Exemplar angegriffen wurde. Ohne zu zögern, stürzte ich mich auf den größeren der Beiden, den Kurzschnäuzer (Atlas).