Große Platane

----------> DonnerClan Lager

Nachdem Rosenträne die Führung übernommen hatte, war Staubwirbel hinter ihr und Kamillenpfote weiter gelaufen, die Schritte etwas verlangsamt. Sie waren in den Osten (kennen Katzen Himmelsrichtungen?) aufgebrochen, in Richtung der Großen Platane. Schon von Weitem konnte man den großen, alten Baum erkennen, dessen Krone sich hoch über alle anderen Bäume in der Umgebung erstreckte und mit den Ästen gen SternenClan reichte.
Der ältere Krieger fing die etwas verunsicherten Blicke von Rosenträne auf, die sie ihm von Zeit zu Zeit zuwarf, und nickte ihr immer wieder zu, um ihr zu versichern, dass sie alles gut so machte. Er sah, wie sie sich anstrengte und sich vor ihrer Schülerin souverän und wissend gab, doch auch ihre leichte Unsicherheit war ihm aufgefallen, war er doch von sich selbst nichts anderes gewohnt und hatte ein Gespür dafür. Sie würde sicher noch eine gute Mentorin abgeben, da war er sich allerdings sicher. Hier und da warf auch er kleine Kommentare zu ihrem Weg ein, erklärte unterstützend einige der Orte, an denen sie vorbeikamen.
Als das Dreiergespann schließlich an der Platane angekommen war, begann die cremefarbene Kätzin sogleich mit der Trainingseinheit und erklärte ihrer Schülerin alles, das sie wusste. Staubwirbel war ebenfalls zum Stehen gekommen und nahm erst mal die Umgebung genau ins Visier, während er nebenbei ihren Worten lauschte. Schon länger hatte er nicht mehr in dieser Richtung patrouilliert und kam durch seine vorsichtige Natur nicht darum herum, alles genau im Auge zu behalten und auf mögliche Gefahren aufzupassen. Er konnte ja nicht zulassen, dass jemandem von ihnen hier etwas passierte. Der Donnerweg und die Grenze zum SchattenClan lagen in dieser Richtung, waren allerdings noch weit genug von ihnen entfernt. Ansonsten schien alles beruhigend ruhig zu sein und auch die Beute schien sich im Unterholz und in den Bäumen zu tummeln.
»Ganz genau«, miaute er schließlich und schenkte Rosenträne ein zustimmendes Nicken, bevor er sich an Kamillenpfote wandte, sanft auf die kleine Kätzin herabblickte. »Kannst du Beutetiere wittern? Was riechst oder hörst du hier sonst noch?« Seine Stimme war erstaunlich fest wie er mit ihr sprach und auch er war sehr bemüht darum, dass die Schülerin heute etwas lernte und würde somit sein Bestes geben. Ein bisschen, vielleicht ein ganz kleines bisschen wünschte er sich in diesem Moment gerade auch, einen eigenen Schüler zu haben, dem er sein Wissen vermitteln konnte, doch er wusste auch zur selben Zeit, was für eine große Verantwortung das sein würde.

Zum ersten Mal ging Staubwirbel voll und ganz in seiner Rolle auf. Vielleicht war es ein etwas mäusehirniger Gedankengang, aber die Tatsache, dass seine beiden Begleiterinnen unsicherer waren als er selbst, beruhigte ihn ungemein. Er konnte ihnen etwas beibringen, ja, wie schön das allein doch war, und sich von seiner besten Seite zeigen.
»Ganz sicher ist deine Nase nicht schlecht«, versuchte er ebenfalls, die junge Schülerin zu beruhigen, »Du wirst mit der Zeit noch lernen, Gerüche besser zuzuordnen und deine Sinne richtig einzusetzen.« Er hoffte, sie würde sich nicht so schnell verunsichern lassen und schenkte ihr dann einen freundlichen Gesichtsausdruck. Immerhin war Kamillenpfote neugierig und wissbegierig; wenn sie sich für ihr Training begeistern konnte, würde sicher alles leichter gehen.
»Wenn du die Ohren spitzt, kannst du möglicherweise auch den Donnerweg hören, der etwas weiter weg von hier ist. Dort werden wir heute aber nicht mehr hingehen, denn es ist schon dunkel und gefährlich«, ergänzte er noch und warf dabei einen Seitenblick auf Rosenträne, bestimmt würde sie ihm in dieser Hinsicht doch zustimmen, nicht wahr? Dann überließ er wieder ihr das Reden, als die Kätzin begann, ihrer Schülerin eine kleine Einführung zur Jagd zu geben. Gleichzeitig hatte er sein Maul geöffnet, um sich auf die Beute unter dem Laub zu konzentrieren, und schlich etwas unruhig zwischen den Wurzeln umher und schnüffelte an diesen. Ein großer schwarzer Käfer war das einzige, das er im Moment ausmachen konnte und so beobachtete er ihn eine Weile lang, wie er vor seiner Nase herum krabbelte und stupste ihn vorsichtig mit der Pfote an. Käfer waren sehr seltsam, mit ihren vielen Beinen und ihrer zappeligen Energie. Er mochte sie nicht wirklich. Aber gab es schon viele Dinge, die er mochte? Langsam drehte der ältere Krieger seinen Kopf dann zur Seite, um seine Aufmerksamkeit wieder Rosenträne und Kamillenpfote zuzuwenden, die noch immer mit ihrer Übung beschäftigt waren, und er blinzelte. Sein Blick begegnete dem der cremefarbenen Kätzin und für eine Weile lang hielt er ihm fest stand, bevor er ihn wieder abwenden musste und sich danach langsam näher auf die beiden zubewegte.
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Staubwirbel ihrem Vorschlag, weiterzuziehen und ihren Ausflug an einer anderen Stelle fortzusetzen zu. »An den Hochkiefern sieht der Wald etwas anders aus, weil es dort viele Kiefern und andere Nadelbäume gibt, die nur wenig Unterholz zulassen. Der Weg ist etwas lang... du kannst währenddessen etwas im Territorium umsehen, Kamillenpfote.« Er war dabei gewesen, loszulaufen, drehte sich allerings noch einmal um und warf ihnen einen etwas besorgten Blick zu. »Aber... bleibt bitte beide dicht hinter mir und pass auf.«
Erst dann rannte der Krieger weiter, den Schweif hoch in die Luft gestreckt und biss sich kurz auf die Lippe, als er seinen Blick wieder nach vorne gerichtet hatte.

----------> Hochkiefern